Rumänien Immobilienboom im Dracula-Land

Das Karpatenland Rumänien ist zum Eldorado für Immobilienhaie geworden, ein Ende des Preisanstiegs ist noch nicht in Sicht. In Bukarest gibt es schon längst kein Schnäppchen mehr - dort tobt ein heißer Kampf um Luxusappartments.

In der westrumänischen Tiefebene sind die Ackerflächen fest in der Hand italienischer Investoren. In Bukarest kaufen viele Ausländer die neuen Luxusappartements zu Spekulationszwecken. "West Park", "Asmita Gardens" oder "Quadra Place" heißen die neuen Siedlungen mit insgesamt 16.000 Appartements, die seit dem vergangenen Jahr an den Rändern der Hauptstadt Bukarest entstehen. Bei Preisen von 1000 bis 1200 Euro pro Quadratmeter sind sie für die Durchschnittsrumänen unerschwinglich. In den Bukarester Bestlagen kosten die Wohnungen pro Quadratmeter sogar fast 4000 Euro.

Die Bauherren setzen auf Käufer aus der dünnen Schicht der rumänischen Spitzenverdiener und aus dem Ausland. Diese kaufen die Wohnungen noch bevor sie fertiggestellt sind, um sie dann gleich weiter zu veräußern. Dabei halten Immobilienexperten in diesem Jahr Gewinne von 20 Prozent für möglich. Der rumänische Bauunternehmer-Verband ARACO erwartet für die nächsten fünf Jahre einen andauernden Aufschwung in der Branche.

Ackerflächen fest in ausländischer Hand

Auch der Grundstücksmarkt bleibt weiter in Bewegung. In den rumänischen Wohlstands- und Aufschwungsinseln im Westen und in Siebenbürgen sind die Ackerflächen längst verkauft. Die daran beteiligten Ausländer haben zu diesem Zweck meist Firmen nach rumänischen Recht gegründet, weil sie als Privatpersonen keine Grundstücke kaufen durften. In den 90er Jahren tätigten Ausländer diese Grundstückskäufe zu reinen Spekulationszwecken: entweder in Erwartung hoher Gewinne bei einem späteren Weiterverkauf, oder in der Hoffnung, dass Ackerland zu Bauland umgewidmet wird.

Seit der EU-Beitritt Rumäniens nach der Jahrtausendwende eine reale Perspektive wurde, kaufen immer mehr Ausländer Ackerland, um dort Landwirtschaft zu betreiben, in der Hoffnung auf EU- Agrarsubventionen. Die touristische Attraktivität von Grundstücken hat bisher für ausländische Landkäufer in Rumänien kaum eine Rolle gespielt. Denn anders als im Nachbarland Bulgarien ist in Rumänien der Fremdenverkehr wegen der schwachen Dienstleistungen noch unterentwickelt.

Übergangsfristen - und Hintertürchen

Mit dem EU-Beitritt sind Übergangsfristen bis zu einer völligen Freigabe des Immobilienmarktes eingeführt wurden. Sieben Jahre lang dürfen Ausländer keine Ackerflächen und Wälder kaufen, fünf Jahre beträgt die Verbotsfrist für Baugrund. Doch gibt es Hintertüren: EU-Bürger, die sich in Rumänien polizeilich gemeldet niederlassen, dürfen Grundstücke kaufen wie jeder Rumäne auch. Das gilt auch für Ausländer, die in Rumänien eine Firma gründen oder glaubhaft machen, dass sie auf Ackerflächen, die sie erwerben wollen, tatsächlich Landwirtschaft betreiben werden. Wie das kontrolliert werden soll, ist unklar. Wohnungen und Häuser darf jeder Ausländer wie schon vor dem EU-Beitritt ohne Einschränkungen kaufen.

Dominant in den Boom-Regionen im Westen und in Siebenbürgen waren bisher als Grundstückskäufer die Italiener, aber auch viele Deutsche sind dabei. Bei den Transaktionen wurden 2006 in diesen Regionen Profite von 50 bis 100 Prozent erzielt. Richtig explodiert sind die Preise für Flächen in der Nähe einer möglichen Autobahn-Trasse von der ungarischen Grenze gen Osten, obwohl es dafür noch keine konkreten Baupläne gibt.

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Kathrin Lauer/DPA