ALKOHOLSUCHT Arbeit im Rausch

In jeder größeren Firma gibt es Alkoholprobleme. Zwar bieten Therapien gute Heilungs-Chancen, doch der finanzielle Spielraum für Behandlungen wird immer enger.

Drei Prozent der erwerbsfähigen Deutschen sind nach Erkenntnissen des Fachverbandes Sucht alkoholabhängig, fast ebenso viele medikamentensüchtig. Dazu kommen noch 150.000 Abhängige illegaler Drogen, teilte der Verband in Heidelberg mit. Die Behandlung Abhängiger sei in 50 bis 70 Prozent der Fälle erfolgreich, sagte der Vorsitzende Ralf Schneider.

Schlechtere Finanzsituation

Rehabilitation sei auch wirtschaftlich sinnvoll: Durch alkoholbedingte Krankheiten entstünden jährlich Kosten von 20 Milliarden Euro. Im Jahr 2000 tranken die Deutschen nach Angaben des Verbandes pro Kopf 125 Liter Bier und 19 Liter Wein - ihren ersten Rausch hatten sie im Durchschnitt im Alter von 15 Jahren. Der finanzielle Spielraum für Rehabilitationsmaßnahmen sei jedoch seit 1996 enger geworden, kritisierte der Verband. Das Budget sei 1995 und 2000 mit 909 Millionen Mark etwa gleich gewesen, die Patientenzahl jedoch um 12 500 auf 46 500 gestiegen.

Therapien sind am Patienten orientiert

Die gleich bleibenden Erfolge bei der Suchtbehandlung führte Uwe Egner von der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) auf die flächendeckende Qualitätssicherung zurück. Dadurch könnten die Therapien besser auf die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden. Auch die Zahl der ambulanten Therapien sei gestiegen.

»Der Druck im Kessel steigt«, sagte Egner mit Blick auf die finanzielle Situation. Der Fachverband forderte daher eine an den Lebenshaltungskosten orientierte Steigerung der Pflegesätze, die seit sieben Jahren stagnierten. Auch eine frühere Behandlung sei wünschenswert, bisher seien Patienten durchschnittlich 12 Jahre lang abhängig, bevor sie eine Therapie machten.

Der Verbandsvorsitzende Schneider wies auf die wirtschaftliche Bedeutung der Suchtrehabilitation hin: Während für Abhängige in der Frührente durchschnittlich 105.000 Euro bezahlt werden müssten, koste eine Suchtbehandlung nur 11.000 Euro.

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