Expertenrat Bin ich fit für die Welt?

Ein Selbsttest für potenzielle Auswanderer

Seit 25 Jahren geht der Psychologe Alexander Thomas von der Universität Regensburg der Frage nach, was passiert, wenn Menschen aus verschiedenen Ländern aufeinander treffen. Unter anderem hat er untersucht, welche Eigenschaften und Fähigkeiten Auswanderer haben sollten, um in der Fremde heimisch zu werden. Auswanderungswilligen rät er, sich drei Fragen zu stellen:

1. Bin ich selbstsicher?

Wer ins Ausland geht, darf kein Zauderer sein. Erfolgreiche Auswanderer sind mit sich selbst im Reinen und scheuen Risiken nicht.

2. Bin ich offen?

Nur wer neugierig ist und bereit, sich zu öffnen, wird sich in einer fremden Gesellschaft wohlfühlen.

3. Kann ich damit umgehen, wenn Menschen ganz anders reagieren, als ich es erwarte?

Ein Beispiel: Ich gehe davon aus, dass mein Partner sich über mein Weihnachtsgeschenk freut. Doch er legt es enttäuscht beiseite. Deutsche im Ausland werden oft mit vergleichbaren Reaktionen konfrontiert. Wer das nicht erträgt, wird scheitern. Man muss sich von gewohnten Erklärungsmustern lösen.

"Wichtig ist auch die Haltung des Gastlandes. In Australien, Neuseeland oder Kanada wird Einwanderern von vornherein Wertschätzung entgegengebracht", sagt Thomas. Generell sei es für Deutsche leichter, sich in individualistisch geprägten Gesellschaften wie in den USA oder Skandinavien zurechtzufinden. Wo die Gemeinschaft im Mittelpunkt stehe, sei das schwieriger, etwa in den spanischsprachigen Ländern, in Osteuropa, Asien und Afrika. "Dort trifft der Auswanderer auf Menschen, die in ein Beziehungsnetz investieren, das schon ihre Vorfahren gepflegt haben."

Doch selbst dort kann sich ein deutscher Zuwanderer heimisch fühlen - wenn er fähig ist, sich ganz auf die neue Kultur einzulassen. "In China etwa hat Schweigen symbolische Bedeutung. Es kann heißen: Ich habe verstanden. Bei uns ist Schweigen Leere. Solche Unterschiede muss der Deutsche kennen, will er nicht in Konflikte geraten."

Als hilfreiche Lektüre empfiehlt der Psychologie-Professor Romane. Für Chile-Auswanderer etwa die Bände von Isabel Allende, für die USA Alan Islers "Der Prinz der West End Avenue" oder David Gutersons "Schnee, der auf Zedern fällt".

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Andrea Rexer

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