Toskana 24 Bronzestatuen: Sensationsfund in Italien begeistert Archäologen

Italien: Hervorragend erhalten: 2000 Jahre alte Statuen im Schlamm entdeckt
Sehen Sie im Video: 2000 Jahre alte Statuen in der Toskana entdeckt.




Archäologen haben in einem antiken Thermalbad in der Toskana hervorragend erhaltene Statuen entdeckt. Dabei handelt es sich um mehr als zwei Dutzend Bronzestatuen aus der römischen Antike. Experten sprechen von einem "außergewöhnlichen" Fund. Die Kunstwerke entdeckten die Forscher kürzlich in San Casciano dei Bagni, einer auf einem Hügel gelegenen Stadt etwa 160 Kilometer nördlich von Rom. Dort hatten die Archäologen in den letzten drei Jahren bereits antike Ruinen erforscht. Laut der Wissenschaftler sollen sie zwischen dem zweiten Jahrhundert vor Christus und dem ersten nachchrist­lichen Jahrhundert entstanden sein. Archäologen der Universität Siena entdeckten die Kunstschätze in Überresten von etruskischen und römischen Bädern, die zu einem Heiligtum gehörten. Nach der Restaurierung sollen die Statuen nach San Casciano dei Bagni zurückgebracht werden, um in einem neuen Museum ausgestellt zu werden.
Aus der Antike gibt es kaum noch Bronzestatuen. Ein Fund in der Toskana von gleich 24 solcher Statuen ist deshalb eine Sensation. Archäologen erhoffen sich einen einmaligen Einblick in die Geschichte der Etrusker und Römer.

Dieser Fund schreibt Geschichte. Die Entdeckung von 24 Bronzestatuen aus der Zeit der Etrusker und Römer in einem Thermalort in Italien begeistert Historiker und Archäologen. In den vergangenen Wochen hatten Forscher in San Casciano dei Bagni in der Region Toskana die teils fast einen Meter großen Statuen aus dem Schlamm und den heißen Thermalwassern geborgen, wo sie mehr als 2000 Jahre lang gelegen waren. Auch Artefakte wie Münzen oder Votivgaben wurden in dem einstigen Heiligtum gefunden, jahrtausendelang luftdicht bedeckt und damit ideal konserviert.

Archäologische Sensation in der Toskana

"Das ist eine Sensation", sagte der Archäologe Dirk Steuernagel der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. "Einen so umfangreichen Komplex von Bronzeskulpturen unterschiedlichen Formats in einem zusammenhängenden Fund gab es meines Wissens bislang noch nie", schilderte der Professor der Universität Regensburg und Experte für die Etrusker, die einst im heutigen nördlichen Mittelitalien lebten.

Die griechische Göttin der Gesundheit Hygieia mit einer Schlange um den Arm, daneben Apollon, aber auch Feldherren und sogar Kinder: Die Statuen und vor allem deren Zustand begeistern die Experten. "Die Entdeckung wird Geschichte schreiben", sagte der für die Ausgrabungen verantwortliche Archäologe Jacopo Tabolli, als der Fund an diesem Dienstag öffentlich gemacht wurde. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano sprach von einem "Schatz" und ließ es sich nicht nehmen, persönlich an dem Ort zwischen Rom und Florenz vorbeizuschauen.

Neben dem Fundort soll Museum entstehen

Die Statuen stammen den Angaben zufolge aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert vor und dem 1. Jahrhundert nach Christus. Damals waren die Römer gerade dabei, ihr Reich auszudehnen. Die etruskische Kultur ging irgendwann in der römischen auf. Historiker waren bislang schon davon überzeugt, dass dies ein fließender, kontinuierlicher Prozess gewesen war. "Mit diesem Fund wird dies allerdings erstmals spektakulär illustriert", erklärte Steuernagel. "Das etruskische Heiligtum wurde nicht aufgegeben, sondern es traten römische Götter hinzu und auch römische Gebräuche wurden übernommen."

Forscherin untersucht Bronzefigur, die ein Kind darstelle
Götter, Feldherren und Kinder stellen die 24 Figuren in der Toskana dar
© ABACA / Picture Alliance

Neben den Statuen fanden die Archäologen auch noch rund 5000 Münzen in Gold, Silber und Bronze. All das kann nun studiert werden, direkt neben dem Fundort will das Kulturministerium einen Forschungsplatz und ein Museum für die Entdeckung von San Casciano einrichten. "Die Auswertung wird sehr spannend werden", prognostizierte Steuernagel. Neben etruskischen Weih-Inschriften sind auf den Objekten auch lateinische Wörter oder Hinweise auf etruskische Familien.

Aus der Antike sind kaum bronzene Skulpturen übrig geblieben, im Laufe der Jahrhunderte wurden die Metalle meist eingeschmolzen und wiederverwendet. Dieser Fund ist auch deshalb so außergewöhnlich. Massimo Osanna, der ehemalige Museumsleiter in Pompeji und inzwischen Chef der staatlichen Museen Italiens, sprach von "einem der wichtigsten Bronzefunde der Geschichte des Mittelmeerraums".

Osanna erinnerte in dem Zusammenhang an die berühmten Bronzefiguren von Riace, einer der bedeutendsten Entdeckungen der Archäologie. Die zwei Statuen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus waren 1972 vor Kalabrien im Meer gefunden worden. Sie gehören zu den wenigen noch erhaltenen, lebensgroßen Bronzestatuen aus der griechischen Antike.

DPA
lhi

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