Saalfelden im Pinzgau gehört zu den wenigen Orten, die noch über eine erstklassige Einsiedelei verfügen. Hoch über dem Tal ist die Klause in den Felsen gehauen. Bewohnt wird sie seit 350 Jahren, aber nun herrscht Personalnot. Pfarrer und Bürgermeister suchen einen neuen Einsiedler.
Gutes Personal ist heutzutage schwer zu bekommen. Fromme oder gar wundertätige Mönche gibt es nicht mehr an jeder Ecke. Außerdem ist das Leben als Eremit auch nicht immer einfach.
Keine Ausbildung notwendig
Die formalen Voraussetzungen sind eher gering. Eine bestimmte Ausbildung – in drei Jahren zum Einsiedler – gibt es nicht und wird auch nicht verlangt. Eine Verbindung zum christlichen Glauben ist aber Voraussetzung. Der Job fordert gegensätzliche Dinge: Einerseits muss der Einsiedler gern allein sein, anderseits darf er es aber nicht krumm nehmen, wenn Touristenhorden seine Andacht stören.
"Wir suchen einen in sich ruhenden Menschen, der bereit ist zum Gespräch. Er soll sich nicht aufdrängen", erklärt Dechant Alois Moser. Ihm müsse klar sein, dass sehr viele Einheimische und Gäste auf die Einsiedelei kommen. Und dann plaudern wollen: über die Aussicht, das Wetter - aber auch über Probleme des Glaubens.
Mittelalterliche Komfortausstattung
Die natürliche Felshöhle wurde schon im 17. Jahrhundert zu einer Kapelle ausgebaut. Der erste Bewohner Thomas Pichler errichtet die Klause im Fels. In Sachen Komfort hat sich in den 350 Jahren wenig getan. "Ohne Strom und ohne fließendes Wasser. Aber mit viel Zeit zum Gebet und zur inneren Einkehr", sagt die Ankündigung von Saalfelden. Heizung, Strom oder Internetanschluss gibt es nicht. Andererseits wird dort seit jeher ein Bildnis des Heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Tiere, verehrt.
Der letzte Eremit bestritt nur ein kurzes Intermezzo. Der Wiener Pfarrer und Psychotherapeut Thomas Fieglmüller hatte nach einem Jahr Felswand genug. Vorbildlich hingegen sein Vorgänger: Der Benediktinermönch Raimund von der Thannen lebte 12 Jahre in der Klause. Dass er das gesundheitlich überstand, verdankte er der verkürzten Saison. Die Klause wird nur noch von April bis November bewohnt, im Winter wird sie geräumt.
Streit um die Stelle
In der Vergangenheit wurde um die Stelle schwer gerungen. 1970 verließ der damalige Bewohner Karl Kurz entsetzt die Klause, nachdem acht Geschosse in die Tür einschlugen. Aus Neid soll die Tat ein Pinzgauer verübt haben, dessen Bewerbung damals keinen Erfolg gehabt hatte.
Bewerbungsschluß ist der 15. März 2017. "Für uns ist es wichtig, dass die Beweggründe für die Bewerbung klar ersichtlich sind", sagte Dechant Moser. Online Bewerbungen werden nicht akzeptiert, die Gemeinde bittet um die Bewerbung auf dem Postweg.