Rund 62 Prozent der Jugendlichen, die ihre Ausbildung abbrechen, bleiben trotzdem im Ausbildungssystem. Das ergab eine Befragung von 2.300 Ausbildungs-Abbrechern, durchgeführt von dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Die Hälfte der Befragten gab an, einen Ausbildungsvertrag in einem anderen Unternehmen abzuschließen. Acht Prozent wechselten in eine Berufsfachschule oder begannen ein Studium. Vier Prozent besuchten zur Verbesserung ihres Abschlusses noch einmal eine Schule. Von den übrigen begannen neun Prozent eine Erwerbstätigkeit und 17 Prozent wurden arbeitslos. Die Initiative zur Vertragslösung ging überwiegend (57 Prozent) von den Auszubildenden aus. Ein knappes Drittel wurde auf Wunsch des Betriebs gelöst, und bei circa elf Prozent erfolgte die Lösung in beiderseitigem Einverständnis.
Einkommen spielt bei Abbruch keine Rolle
Zur Begründung des Abbruchs gaben 70 Prozent an, mit der Arbeitsatmosphäre im Betrieb nicht zufrieden zu sein. Dazu gehörten Konflikte mit Ausbildern (60 Prozent) und eine schlechte Vermittlung von Ausbildungsinhalten (43 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten gab an, aus persönlichen Gründen gekündigt zu haben (46 Prozent). Für jeden Dritten stand der Abbruch in engem Zusammenhang mit der Berufswahl und der beruflichen Orientierung: Von ihnen gab jeder zweite an, dass der Einstiegsberuf nicht dem Wunschberuf entsprochen hätte. Gut 42 Prozent hatten sich die gewählte Tätigkeit anders vorgestellt, als er sich in der Ausbildungsrealität zeigte. Berufliche Perspektiven oder Einkommenserwartungen spielten dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Vertragsbindung scheint ernst genommen zu werden
Der überwiegende Teil der Vertragslösungen (rund 60 Prozent) vollzog sich im ersten Ausbildungsjahr, davon zur Hälfte (29 Prozent) bereits in der Probezeit. Im zweiten Ausbildungsjahr verließen noch rund 25 Prozent ihren Ausbildungsbetrieb, kurz vor der Abschlussprüfung brachen 10 Prozent ihre Ausbildung ab. Vor allem diese Jugendlichen hatten in ihrem weiteren Berufsweg erhebliche Probleme. Jeder zweite von ihnen bezeichnete sich als arbeitslos oder verblieb in einer nicht näher bestimmten Tätigkeit. Nur vier Prozent der Befragten lösten ihr Ausbildungsverhältnis zwischen dem Vertragsabschluss und dem Ausbildungsbeginn. Die bindende Wirkung eines Vertrages wird demnach von den Jugendlichen durchaus ernst genommen und Ausbildungsplätze werden nicht leichtfertig blockiert.
Mehr Jugendliche suchen neue Ausbildung
Der Vergleich zu einer BIBB-Befragung aus dem Jahr 1996 ergibt, dass inzwischen ein deutlich höherer Anteil derjenigen, die ihren Vertrag lösen, in eine neue Ausbildung einsteigen. 1996 befanden sich nach der Vertragslösung noch 52 Prozent in weiteren Bildungsgängen, 2002 waren es 62 Prozent. Dabei ist bei den Befragten eine Verschiebung zugunsten der betrieblichen Berufsausbildung gegenüber den Ausbildungsgängen an der Berufsfachschule erfolgt.