UNTERSUCHUNG Gründerinnen langsam im Kommen

Innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Zahl selbständiger Frauen auf über eine Million gestiegen. Ihre Tätigkeiten orientieren sich stärker in Richtung persönlicher Dienstleistungen.

Immer mehr Frauen gründen ihr eigenes Unternehmen. Allein innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Zahl selbständiger Frauen um 230.000 auf über eine Million gestiegen. Zwar machen sich absolut betrachtet immer noch mehr Männer als Frauen selbständig, doch prozentual hat die Zahl selbständiger Frauen seit 1991 um 30 % und die der Männer nur um 16 % zugenommen.

Aktuelle Untersuchung

Dies sind erste Ergebnisse eines aktuellen Forschungsvorhabens über »Gründerinnen und selbständige Frauen in Deutschland«. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Untersuchung führt das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) in Kooperation mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen durch.

Immer noch weniger Frauen als Männer selbständig

Dabei geht es allerdings nicht nur um Erklärungen für den Boom an Gründerinnen, sondern auch um die Frage, weshalb noch immer vergleichsweise weniger Frauen als Männer ein Unternehmen gründen und führen. Denn trotz der Gründungsaktivitäten der letzten Jahre ist die Selbständigenquote von Frauen mit knapp über 6 % nur halb so hoch wie die der Männer. Daher sehen die ifm-Wissenschaftler Dr. René Leicht und Maria Lauxen-Ulbrich noch erhebliche Gründungspotentiale bei den Frauen schlummern. Den Zuwachs an selbständigen Frauen führen die Wissenschaftler zum einen auf die insgesamt gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen zurück. Zum anderen sei dabei auch gleichzeitig der Wunsch und möglicherweise auch der Druck gewachsen, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Dies bedürfe noch genauerer Untersuchungen.

Weniger Chancen auf Selbständigkeit

Geschlechtsunterschiede spielen beim Schritt in die Selbständigkeit keine geringe Rolle. Das ifm sucht die Nachteile unter anderem in den gegenüber Männern anderen familialen Ausgangsbedingungen, in den oft geringeren Ressourcen und in der Zugehörigkeit zu bestimmten Berufen, die Frauen weniger Chancen für den Schritt in die Selbständigkeit eröffnen.

In Richtung persönlicher Dienstleistungen

Soweit Frauen jedoch gründen, bringen sie weniger Zeit für die Unternehmerinnentätigkeit auf als Männer. Auch daher sei das erzielte Einkommen nach den Befunden der ifm-Wissenschaftler geringer. Die Tätigkeiten selbständiger Frauen orientieren sich stärker in Richtung persönlicher Dienstleistungen. Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft, wo Frauen nur knapp über ein Viertel (28 %) aller Selbständigen stellen, ist beispielsweise im Gesundheitsbereich jeder zweite Selbständige eine Frau. Hier sowie in den meisten anderen Dienstleistungsbereichen ist zudem auch der Zuwachs an selbständigen Frauen prozentual höher als bei den Männern. Dies trifft sogar auf die wirtschaftsnahen Dienstleistungen zu, die ansonsten eigentlich eher eine Männerdomäne bilden.

'Gender gap' bleibt bestehen

»Das ?gender gap? bleibt auch bei Gründungsabsichten und Gründungsplänen noch bestehen; so haben nur 7 % der Frauen gegenüber 16 % der Männer den Wunsch, sich selbständig zu machen. In Familie, Schule, Berufsausbil-dung und Hochschule muss also noch an der Revision tradierter Verhaltensweisen gearbeitet werden«, so ifm-Geschäftsführerin Dr. Birgit Buschmann.

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