Fake-Reviews 5 Sterne für China-Ware: Amazon löscht 20.000 Rezensionen von prominenten Schreibern

Kundenrezensionen
Kundenrezensionen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen
© Sven Simon / Picture Alliance
Sie lobten unbekannte China-Produkte in den Himmel und verdienten damit viel Geld. Nun ist Amazon in Großbritannien gegen einige seiner fleißigsten Review-Schreiber vorgegangen.

Dass Firmen kostenlose Testprodukte versenden, um positive Rezensionen auf Amazon zu erhalten, ist nicht ganz neu. In Großbritannien haben einige Review-Schreiber diese Praxis aber weit über die Grenze des Erlaubten ausgenutzt. Eine Auswertung der "Financial Times" zeigt, dass neun der Top-Ten-Rezensenten aus Großbritannien verdächtig sind, sich in großem Stil für 5-Sterne-Bewertungen haben kaufen zu lassen. Als Reaktion auf die Recherchen löschte Amazon rund 20.000 Rezensionen von sieben Top-Rezensenten.

Amazon selbst führt eine öffentlich einsehbare Rangliste der besten Kunden-Rezensenten, der Rang setzt sich aus der Zahl der Rezensionen und dem Anteil der als hilfreich bewerteten Einträge zusammen. Doch ausgerechnet die fleißigsten Schreiber der Liste machten daraus ein unmoralisches Geschäft, berichtet die "Financial Times". Sie ließen sich massenweise Produkte von unbekannten Firmen aus China schicken, um dann als "verifizierter Kauf" gekennzeichnete 5-Sterne-Bewertungen zu verfassen. Anschließend verkauften sie das kostenlos erhaltene Produkt auf Ebay, in einigen Fällen sei auch eine direkte Bezahlung üblich, schreibt die "FT".

Alle vier Stunden gab's fünf Sterne

Die Masche betrieb auch Justin F., die Nummer 1 im britischen Rezensenten-Ranking, höchst erfolgreich. Alleine im August habe dieser Produkte im Wert von 15.000 britischen Pfund (etwa 16.800 Euro) rezensiert, schreibt die "FT". Ob Smartphone, E-Scooter oder Fitnessgerät – im Schnitt alle vier Stunden habe er eine Fünf-Sterne-Rezension veröffentlicht. Die Produkte stammten überwiegend von unbekannten chinesischen Marken.

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Ob der Mann für diese Gefälligkeitsbewertungen direkt Geld erhalten hat, weiß auch die "FT" nicht. Allerdings macht er wohl die wahrscheinlich kostenlos überlassenen Produkte regelmäßig zu Geld. Auf Ebay habe F. seit Juni Produkte im Wert von fast 20.000 Pfund verkauft. Auf Anfrage der Zeitung bestritt der Mann, dass er sich für Gefälligkeitsreviews habe kaufen lassen. Verdächtig jedoch, dass er anschließend seine komplette Review-Historie in seinem Amazon-Account löschte. Auch mindestens zwei weitere der unter Verdacht geratenen Auftragsschreiber löschten ihre Rezensenten-Historie. Am Freitag dann griff Amazon selbst durch und entfernte alle Rezensionen von sieben seiner Top-Schreiber.

Amazon hat ein Interesse daran, viele Sterne-Bewertungen auf der Seite zu haben, um die Kunden zum Kaufen zu bewegen. Allerdings sollten die auch echt sein, um nicht die Glaubwürdigkeit zu verspielen. Daher werden Rezensionen, bei denen Amazon überprüft hat, dass das Produkt tatsächlich gekauft wurde, mit dem Zusatz "Verifizierter Kauf" gekennzeichnet. Wenn Rezensent und Verkäufer gemeinsam ein falsches Spiel betreiben, hilft das allerdings wenig.

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Mit den steigenden Onlineshopping-Umsätzen seit Beginn der Pandemie habe sich auch das Problem falscher und manipulierter Amazon-Bewertungen vergrößert, schreibt die "FT". So berichte die Analyse-Agentur Fakespot, dass auf dem Höhepunkt des Problems im Mai 58 Prozent der Produkte auf Amazon UK mit Fake-Reviews versehen waren. Amazon erklärte, man wolle den Kunden authentische und relevante Rezensionen bieten. Personen, die die Richtlinien verletzten würden ausgeschlossen, blockiert und verklagt.