Kartellwächter Amazon würde gerne bei Deliveroo mitmischen - doch die Wettbewerbshüter sehen das kritisch

Ein Deliveroo-Fahrer
Amazon würde gerne beim britischen Essenslieferdienst Deliveroo einsteigen
© Jörg Carstensen/ / Picture Alliance
Amazon plant den Einstieg beim britischen Essensbringdienst Deliveroo. Doch die Kartellwächter sehen das kritisch und kündigten sehr genaue Prüfung an. Ganz unschuldig sind die Unternehmen an diesem Schritt nicht.

Amazon ist längst nicht nur ein Online-Kaufhaus. Der Konzern mischt beim Streaming und mit Cloud-Diensten mit, unterhält eine Audio-Plattform und einen Gesundheitsdienst für die US-Mitarbeiter. Dazu kommt die Supermarktkette Whole Foods in den USA. Und über den Einstieg in die Versicherungs- und Bankenwelt wurde immer wieder spekuliert. In Großbritannien könnte auch das Geschäfte mit geliefertem Essen dazukommen. Denn Amazon hat großes Interesse daran, beim Food-Bringdienst Deliveroo einzusteigen. Im Mai hatte Amazon eine rund 575-Millionen-Dollar schwere Finanzierungsrunde angeführt. Doch nun stehen die Chancen deutlich schlechter für einen Einstieg.

Denn die britischen Kartellwächter wollen sich den Deal nun sehr genau ansehen. Die Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) hatte die beiden Unternehmen aufgefordert, ihre Bedenken bei einem möglichen Einstieg bis zum 18. Dezember auszuräumen. Doch am Freitag ließ die Behörde wissen, dass Amazon es versäumt habe, "anfängliche Bedenken zu zerstreuen, dass ihre Investition in Deliveroo schlecht für Kunden, Restaurants und Lebensmittelhändler sein könnte", so "BBC". Demnach hätten die Firmen einfach gar keine Aussagen zu dem Deal gemacht. Nun rückt ein schneller Einstieg Amazons in weite Ferne, denn die Überprüfung der Wettbewerbshüter kann bis zu sechs Monate dauern. 

CMA bremst Amazon aus

Damit erhöhen sich die Hürden für Amazon, auf dem britischen Lebensmittelmarkt Fuß zu fassen. Die CMA befürchtet, dass das Engagement von Amazon bei Deliveroo die Gründung von Konkurrenten ausbremsen könnte und so die Marktmacht konzentriert. "In diesen Märkten gibt es relativ wenige Anbieter. Wir befürchten daher, dass Amazon einen solchen Einfluss auf Deliveroo ausübt, dass der aufkommenden Wettbewerb zwischen den Unternehmen gedämpft wird", sagte die CMA-Direktorin Andrea Gomes da Silva zur "BBC". Amazon widerspricht dieser Annahme. Der Deal würde zu mehr Innovation führen und es Deliveroo ermöglichen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Deliveroo versicherte, dass man die CMA überzeugen wolle, dass der Einstieg dem Wettbewerb nütze. 

Deliveroo gilt als eines der am schnellsten wachsenden Tech-Unternehmen in Europa. Seit der Gründung 2013 steckten Investoren mehr als 1,5 Milliarden Dollar in die Firma. "Deliveroo ist nicht nur ein Lebensmittelbringdienst, sondern vielmehr ein Technologieunternehmen. Sie haben diese Plattform, die als sehr attraktiv angesehen wird. Sie können in neue Bereiche expandieren und darüber nachdenken, wie sich der Geschmack der Menschen entwickelt", so Louise Dudley, Fondsmanagerin bei der Investmentfirma Hermes zur "BBC".

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Amazon hatte eigenen Bringdienst

Der Schritt, bei Deliveroo einzusteigen, ist nicht der erste Schritt von Amazon auf dem britischen Lebensmittelmarkt. 2016 gründete der Konzern sein eigenes Lieferunternehmen Amazon Restaurants UK, das auch Gerichte aus Restaurants zu den Kunden brachte. Zwei Jahre später wurde das Experiment eingestellt. 

Laut der "BBC" gab es auch Gerüchte darum, dass Amazon Deliveroo direkt kaufen wolle. Auch Uber soll Interesse an dem Lieferdienst gehabt haben. 

kg