Autohersteller VW geht in die Russland-Offensive

Sie hatten lange verhandelt, nun sind sich Volkswagen und die russischen Behörden einig: Der Wolfsburger Autobauer will noch 2006 mit dem Bau eines Werkes in Russland beginnen.

Der Autobauer Volkswagen geht auf dem stark wachsenden russischen Markt in die Offensive und baut nach jahrelangen Verhandlungen ein Werk in Russland. Der VW-Vorstand habe entschieden, in Stupino südlich von Moskau eine eigene Fabrik zu errichten, sagte Vorstandschef Bernd Pischetsrieder am Sonntag auf der Automesse in Detroit. Mit dem Bau solle noch 2006 begonnen werden.

VW will nach den Worten Pischetsrieders seinen konzernweiten Marktanteil in Russland bei Neuwagen innerhalb der nächsten fünf Jahre von derzeit 2 bis 3 Prozent auf 10 Prozent steigern. In dem neuen Werk sollen in fünf Jahren 250.000 Fahrzeuge produziert werden können.

Der Aufsichtsrat muss die Entscheidung des VW-Vorstands noch absegnen. Dies soll demnächst passieren. Die Verhandlungen mit Russland seien abgeschlossen, sagte Pischetsrieder. Eine Investitionssumme nannte er nicht.

VW will die europäische Variante des brasilianischen Gol bauen

In dem neuen Werk sollen zunächst Autos mit Teilen aus anderen Ländern montiert, später Modelle auch selbstständig gefertigt werden. Das künftige Hauptmodell des Werks soll eine europäische Version des Gol sein. Mit dem Gol ist VW derzeit vor allem in Brasilien auf dem Markt. Das russische Werk soll so wettbewerbsfähig sein, dass von dort aus auch Autos profitabel exportiert werden können.

Die Verhandlungen zwischen VW und den russischen Stellen waren lange Zeit wegen strenger gesetzlicher Bestimmungen in Russland nicht vorangekommen. Ein Werksbau hätte sich nach den Worten Pischetsrieders nicht gelohnt.

Russland lockt mit Zollerleichterungen

Seit einem halben Jahr aber gelte in Russland eine andere gesetzliche Lage, sagte Pischetsrieder. Damit hätten sich auch die Voraussetzungen für den Bau eines Werks geändert.

Russland hatte im Sommer angekündigt, mit Zollerleichterungen und Anlaufvorteilen für den Aufbau einer Montage den Automobilmarkt verstärkt für ausländische Produzenten zu öffnen. Der stellvertretende russische Wirtschaftsminister Andrej Scharonow hatte im Juli gesagt, die Nachfrage nach Autos in Russland werde sich von derzeit jährlich einer Million binnen fünf Jahren mindestens verdoppeln.

Im Unterschied zu VW hat DaimlerChrysler im Dezember seine Pläne für eine Mercedes-Benz-Produktion in Russland vorerst auf Eis gelegt.

DPA
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