Die Lage um den künftigen Berliner Großflughafen BER ist nach Angaben von Technikchef Horst Amann noch prekärer als zunächst angenommen. Im Hessischen Rundfunk beschrieb Amann die Schwierigkeiten am Dienstag als "grauenhaft". Jetzt gehe es darum, "die Wahrheit auf den Tisch zu legen und zwar schonungslos". Auf einen neuen Eröffnungstermin wollte sich Amann nicht festlegen, das Jahr 2014 sei aber "eine gute Nummer".
"Die Probleme sind leider Gottes nach dem, was wir jetzt wissen und was wir sehr mühevoll in den letzten Monaten aufgedeckt haben, heftig, sehr heftig", sagte der Technikchef der Berliner Flughafengesellschaft dem HR. "Und zwar so gravierend, fast grauenhaft, dass die Maßnahmen, die wir jetzt ergriffen haben, notwendig waren", begründete er die Aufgabe des zuletzt geplanten Eröffnungstermins im Oktober. Angesichts der Probleme, habe er die Reißleine ziehen müssen - "ich hoffe, ich habe sie nicht zu spät gezogen".
"Mehrere hunderttausend Quadratmeter Decken aufreißen"
Das Hin und Her über den weiteren Zeitplan begründete Amann damit, dass viele Mängel nicht unmittelbar erkennbar gewesen seien. "Wir konnten beispielsweise nicht mehrere hunderttausend Quadratmeter Decken aufreißen", sagte der Technikchef. Jetzt müsse in Abstimmung mit den Behörden festgestellt werden, was planerisch und baulich notwendig sei. Dies werde ungefähr ein halbes Jahr dauern. Erst dann könne voraussichtlich wieder ein Fertigstellungstermin genannt werden.
Am Sonntagabend war bekanntgeworden, dass auch der zuletzt genannte Eröffnungstermin nicht gehalten werden kann. Der erfahrene Planungsmanager Amann (59) war im August 2012 als Retter des Projekts aus Frankfurt nach Berlin geholt worden. Nach mehreren Verschiebungen sollte der Flughafen im Oktober 2013 öffnen.
"Der Aufsichtsrat braucht Profis"
Auch Wowereit-Nachfolger, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, spürt derweil umgehend Gegenwind. Der Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Delius sprach sich gegen ihn als neuen Flughafen-Aufsichtsratschef aus. "Der Aufsichtsrat braucht Profis", sagte der Piratenpartei-Politiker im ZDF-"Morgenmagazin". "Auf jeden Fall ist der falsche Weg, da jetzt einfach den nächsten hinzusetzen - ich denke, auch Herr Platzeck wird uns wieder einen schönen Termin nennen, der dann vielleicht wieder nicht eingehalten wird."