BETEILIGUNGEN Tchibo hat Appetit auf Nivea

Mit der Allianz, der 43,6 Prozent an Beiersdorf gehören, sind derzeit allerdings keine Gespräche darüber geplant. Was nicht ist, kann aber noch werden.

Die Tchibo-Holding hat Interesse an der Übernahme weiterer Anteile an dem Nivea-Hersteller Beiersdorf erklärt. »Es gibt grundsätzliche Überlegungen, den Anteil an Beiersdorf aufzustocken«, bestätigte Tchibo-Sprecher Joachim Klähn. Mit dem zu 43,6 Prozent an Beiersdorf beteiligten Versicherungskonzern Allianz werden darüber aber zurzeit keine Gespräche geführt, und es sind in den nächsten Tagen auch keine geplant. Was nicht ist, könne aber noch werden, fügte Klähn hinzu. Industriekreise halten die Tchibo Holding als aussichtsreichen Kandidaten für eine Beiersdorf-Übernahme. Die Allianz wollte keine Stellungnahme zu ihren Plänen bei Beiersdorf abgeben.

Kriegskasse jetzt gefüllt

Tchibo hatte am Donnerstag den Verkauf ihrer 76,3-prozentigen Beteiligung an dem Zigarettenkonzern Reemtsma an den britischen Tabakkonzern Imperial Tobacco bekannt gegeben. Mit ihrem Anteil an dem Erlös aus dem Milliarden-Geschäft im Wert von rund sechs Milliarden Euro will die Hamburger Kaufmannsfamilie Herz als Tchibo-Eignerin die Mehrheit an Beiersdorf erwerben, an der sie bereits 30 Prozent hält.

Beiersdorf hätte nichts dagegen

Beiersdorf bekräftigte, für jeden Großaktionär offen zu sein, wenn der dem Unternehmen ermöglicht, sein Erfolgsmodell fortzusetzen. Doch ist bekannt, dass das Management des Kosmetikkonzerns den Kaffeeröster Tchibo als Käufer einem Konkurrenten vorziehen würde, weil der ihm vermutlich in der Geschäftspolitik freie Hand lässt.

Auch L'Oreal will Mehrheit

Im Umfeld von Beiersdorf wurde bestätigt, dass der französische Konkurrent L?Oreal bei der Allianz angeklopft hat. Dabei soll der weltgrößte Kosmetikkonzern auf einer Mehrheit an Beiersdorf bestanden haben. In den Kreisen wurde betont, dass Tchibo eine gute Ausgangsposition hat. Die Kreise verwiesen auch auf die seit Jahresanfang geltenden aktienrechtlichen Bestimmungen, denen zufolge ein Aktionär mit 30 Prozent der Aktien an einem Unternehmen, den Mitaktionären ein Übernahmeangebot machen muss. Für Tchibo gilt diese Regelung nicht, da sie ihre Beteiligung vor Gültigwerden des Gesetzes auf diesen Grenzwert aufgestockt hat. Ein Erwerber müsste einschließlich eines Paketzuschlags 15 Milliarden Euro aufbringen, um Beiersdorf voll übernehmen zu können, hieß es.

Proctor & Gamble will nur Einzelmarken

Nach Angaben von Industriekreisen soll der US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble an einzelnen Beiersdorf-Marken interessiert sein. Beiersdorf mit den Marken Nivea, Hansaplast, Labello und Eucerin hat seinen Marktwert in den vergangenen zehn Jahren auf rund elf Milliarden Euro versechsfacht. Der Wert der bei der Allianz liegenden Anteile wird auf 4,7 Milliarden Euro geschätzt.

Allianz hat Zeit

Aus mit der Situation vertrauten Kreisen verlautetet, dass die Allianz zwar einen Verkauf erwägt, aber auch andere Optionen prüft. Die Quellen erklärten auch, dass sich Allianz nicht unter Zeitdruck sieht. Ein Sprecher des Versicherungskonzerns bezeichnete einen Zeitungsbericht, wonach in den nächsten Tagen Verhandlungen über die Beiersdorf-Anteile beginnen sollen, als Spekulation. »An solchen Spekulationen beteiligen wir uns nicht«, sagte er.

Der Kurs der im MDax notierten Beiersdorf-Aktie legte am Freitag im Xetra-Handel über fünf Prozent auf 133,50 Euro zu und gewann damit deutlich stärker hinzu als der Index für mittelgroße Unternehmen. Der notierte am Nachmittag lediglich mit 0,15 Prozent geringfügig im Plus.

Jan C. Schwartz