Wer gern Kaffee trinkt, wird selten einfach blind ins Regal greifen und sich die nächstbesten Kaffeebohnen oder zu irgendeinem beliebigen Kaffeepulver greifen. Meist müssen neben dem präferierten Geschmack auch andere Faktoren stimmen, beispielsweise, dass es sich um Fairtrade-Kaffee handelt. Denn gute Bedingungen beim Anbau und der Herstellung werden vielen immer wichtiger. Aber wann genau ist Kaffee "Fairtrade"? Worauf muss ich beim Kauf achten – und was ist der Unterschied zu Kaffee, der kein Fairtrade-Siegel trägt?
Wann handelt es sich um Fairtrade-Kaffee?
Lennart Altscher ist Gründer von Roastclub, einem Anbieter, der verschiedene Kaffee-Manufakturen zusammenbringt und deren Produkte verkauft. Er sagt: Kaffee mit dem Fairtrade-Siegel findet man häufig im Supermarkt-Regal oder in Welt- oder Bioläden. "Als Käufer:in kann man sich dabei sicher sein, dass das Produkt gemäß der Fairtrade-Standards fair gehandelt wurde. So erhalten die Produzent:innen der Rohkaffees unter anderem einen gesicherten Mindestpreis unabhängig vom Weltmarktpreis und es fließen Sozialprämien pro verkauftem Pfund Arabica-Rohkaffee, die etwa in Projekte zur Produktivitäts- oder Qualitätssteigerung investiert werden."
Karina Schneider, Sprecherin Coffee bei Tchibo, ergänzt zum Thema Fairtrade: "Wir nutzen, was wir vor Ort lernen. Um gemeinsame Projekte und Aktivitäten mit Fairtrade zu starten und damit den Farmer:innen beim besseren Anbauen und Wirtschaften zu unterstützen. Hinter allen Fairtrade-Produkten stehen Menschen und ihre Geschichten: Mit dem Fairtrade-Code können sich Kund:innen auf eine virtuelle Reise begeben – vom Regal im Supermarkt bis zu den Produzent:innen in den Anbauländern." So sind beispielsweise auch alle Tchibo-Barista-Kaffees Fairtrade-zertifiziert. Das werde immer wichtiger. Besonders nachhaltig ist man dann auch noch, wenn man Kaffee daheim in einem Vollautomaten zubereitet, bei dem wenig Abfall anfällt.
Was sollte man beim Kauf von Fairtrade-Kaffee noch beachten?
Altscher findet, der Fairtrade-Ansatz ist grundsätzlich als sehr positiv zu bewerten. Er sagt aber auch: "Ein Kaffee, der das Fairtrade-Siegel trägt, weist nicht zwingend eine hohe geschmackliche Qualität auf. Wer sowohl geschmacklich auf seine Kosten kommen möchte, als auch den sozialen Aspekt nicht außer Acht lassen will, der findet meist bei kleinen, regionalen Kaffeeröstereien sein Glück." Bei sogenanntem "Spezialitätenkaffee", der qualitativ besser daherkommt als gewöhnlicher Kaffee aus dem Supermarkt, sei der Kontakt zwischen Röster:innen und Kaffeeproduzent:innen besonders transparent und direkt. Die Preise seien zwar höher, die Qualität aber umso besser.
Altscher erklärt weiter: "Spezialitätenkaffee von den lokalen Röster:innen trägt dabei so gut wie nie das Fairtrade-Siegel, was aber nicht bedeutet, dass er die Kriterien des fairen Handels nicht erfüllt: Zum einen zahlen die Röster:innen für ihren Rohkaffee entsprechend der Qualität einen deutlich höheren Einkaufpreis im Vergleich zum Fairtrade-Mindestpreis." Zum anderen würden sie oftmals direkte Beziehungen zu den Kaffeeproduzent:innen pflegen und sich vor Ort in den Anbauländern von den Bedingungen überzeugen. Bei diesem Handelsmodell spricht man vom sogenannten "Direct Trade". Das Thema Fairtrade-Kaffee sei also komplexer, als man zuerst annimmt, so der Experte.
Weitere Infos zu Fairtrade-Kaffee
Insgesamt wird es auch für Händler:innen immer wichtiger, für Transparenz zu sorgen und erkennbar zu machen, unter welchen Bedingungen der Kaffee hergestellt wurde, der angeboten wird. Im Tchibo-Kaffee-Report wird das auch in Zahlen deutlich:
- Der Anteil von Kaffeebauer:innen mit Fairtrade-Anteil ist von 2012 bis 2018 um 15 Prozent gestiegen, heißt es darin.
- Die Kaffee-Fairtrade-Prämie für Bauer:innen ist von 2015 bis 2018 um 65 Prozent angestiegen.
- Auch der Absatz von Fairtrade-Kaffee ist deutlich angestiegen: von 2012 bis 2019 um 182 Prozent.
Verwendete Quellen:Kaffee-Report von Tchibo / Roastclub
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