Europas größter Software-Konzern SAP hat seinen Widerstand gegen die Gründung eines Betriebsrates aufgegeben. Bei der erstmaligen Wahl eines solchen Gremiums in der mehr als 30-jährigen Firmengesichte soll die Gewerkschaft IG Metall weitgehend ausgebootet werden.
Die Arbeitnehmervertreter im SAP-Aufsichtsrat wollten die erstmalige Wahl eines Betriebsrates selbst in die Hand nehmen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Walldorf bei Heidelberg mit. "Der Vorstand der SAP AG begrüßt die Entscheidung", erklärte das Unternehmen und räumte zugleich seine Niederlage in dem seit Monatsbeginn schwelenden Streit ein. "Wenn es einen Betriebsrat bei SAP geben muss, dann einen Betriebsrat aus unserer Mitte, der sich unserer besonderen Firmenkultur und unseren Werten verpflichtet fühlt", sagte SAP-Vorstandschef Henning Kagermann. Es sei für das Unternehmen wichtig, dass "kein fremdbestimmter Wahlvorstand" per Gerichtsbeschluss eingesetzt werde.
Nur zehn Prozent für einen Betriebsrat
Die IG Metall hatte drei SAP-Mitarbeiter unterstützt, die bei Gericht die Bestellung eines Wahlvorstands für die Betriebsratswahl durchgesetzt hatten. Bisher werden die Arbeitnehmer bei SAP allein im paritätisch besetzten Aufsichtsrat durch acht Mitglieder vertreten. Anfang März hatten nur knapp zehn Prozent der Beschäftigten für die Gründung eines Betriebsrats bei SAP votiert.
Um die Gewerkschaft bei der nicht mehr zu verhindernden Betriebsratswahl weitgehend kalt zu stellen, wollen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat in den kommenden Wochen selbst eine Betriebsversammlung einberufen. Danach könnten Betriebsratswahlen für die rund 9.000 Mitarbeiter an den SAP-Standorten Walldorf und St. Leon Rot abgehalten werden.
"Das geht in die richtige Richtung"
Bei der IG Metall wurde der Vorstoß des Managements und der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat begrüßt. "Das geht in die richtige Richtung", sagte IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Bernd Knauber in Heidelberg. "SAP macht das, was die drei Mitarbeiter wollten." Wenn tatsächlich ein Wahlvorstand gebildet werde, erledige sich die gerichtliche Bestellung.
Über die Chancen der IG Metall auf Vertretung in einem SAP-Betriebsrat wollte sich der Gewerkschafter nicht äußern. "Es wird mit Sicherheit keine Wahlliste der IG Metall geben", sagte Knauber. "Das wäre verrückt", sagte er. Es sei jedoch möglich, dass sich die drei von der IG Metall unterstützten SAP-Mitarbeiter selbst zur Wahl in das Gremium stellten.