DIENSTLEISTER Durchsuchung bei Kabel New Media

Zwei Ex-Vorstände des finanziell angeschlagenen Internetdienstleisters werden der Insidergeschäfte und Kursmanipulation verdächtigt.

Zwei ehemalige Vorstände des finanziell angeschlagenen Hamburger Internetdienstleisters Kabel New Media werden nach einem Bericht in der Dienstagsausgabe der »Financial Times Deutschland« unter anderem verdächtigt, Insidergeschäfte getätigt und falsche Pflichtmitteilungen zur Kursmanipulation veröffentlicht zu haben. Zudem besteht der Verdacht auf Bankrott des Unternehmens durch Verringerung des Vermögens, berichtet die Zeitung weiter. Vergangene Woche hatten deshalb ein Staatsanwalt und zwölf Beamte des Landeskriminalamts die Büros von Kabel sowie Privaträume der Vorstände durchsucht und hinterher versiegelt, bestätigte ein Sprecher der Hamburger Polizei den Bericht.

Beweismaterial wird gerade ausgewertet

Bei der zweitägigen Durchsuchung wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, so der Sprecher. Dieses wird nun beim Landeskriminalamt, Abteilung Wirtschaftskriminalität, ausgewertet und danach an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Kapitalanleger stellten vor der Durchsuchung Anzeige gegen die Kabel-Vorstände. Das Prüfverfahren könnte einige Zeit dauern. Das Unternehmen war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bisher Verdächtigungen immer abgestritten

Am 29. Juni hatte das Unternehmen den Verdacht auf eine Beteiligung von Kabel an möglichen Insidergeschäften zurückgewiesen. »Wir haben uns mit Sicherheit an die Vorschriften gehalten und darauf geachtet, dass nichts vor der Ad-Hoc durchsickert«, sagte Unternehmenssprecher Stefan Meyhöfer damals. Wegen des Rückzugs eines Investors hatte Kabel an diesem Tag einen vorläufigen Zahlungsstopp angekündigt. Zehn Tage zuvor hatte Kabel angekündigt, die Gewinnzone nicht wie geplant im vierten Quartal 2000/2001 (Geschäftsjahresende zum 31. März) erreichen zu können. Als Gründe hatte Kabel Forderungsausfälle des Sportvermarkters ISL Worldwide und schwächer als geplante Umsätze in einigen Betriebseinheiten genannt. Anfang Juli folgte dann wegen Zahlungsunfähigkeit des Internetdienstleisters der Antrag auf Insolvenz. Am vergangenen Freitag hatte der Internetdienstleister betriebsbedingte Entlassungen angekündigt.

Nach den gescheiterten Verhandlungen mit der ebenfalls am Neuen Markt gelisteten Internet-Agentur WWL Internet hatte Anfang September die Düsseldorfer Werbeagentur BBDO Interesse an der Übernahme einzelner lukrativer Verträge von Kabel angemeldet. So wurde heute (Dienstag) bekannt, dass BBDO mit dem Insolvenzverwalter den Vertrag für die Übernahme des Kölner Standortes abgeschlossen hat.