»Wir wollen innerhalb von 24 Monaten in Deutschland die Gewinnzone erreichen«, sagte der Vorstandchef von E-Trade Deutschland, Torsten Zibell. In zwei bis drei Jahren will E-Trade eine der führenden Direktbanken in Deutschland sein. Kooperationen mit Konkurrenten wie ConSors oder der Comdirect Bank sind nicht geplant. E-Trade wird aber Übernahmen prüfen, wenn sich die Gelegenheit bietet, sagte Zibell. Das Angebot von E-Trade Deutschland ist von diesem Donnerstag an erreichbar.
Damit startet die US-Bank in einem nicht ganz einfachen Umfeld in den deutschen Markt. Im April war die Onlinebank Systracom geschlossen worden, auch die irische Direktbank First-e hatte im Herbst das Geschäft eingestellt.
Im ersten Schritt plant E-Trade den Zugang zu den aktiven Anlegern bekommen, die E-Trade in Deutschland angeblich heute schon kennt, so Zibell. »Unser Anspruch ist im Augenblick nicht, kurzfristig exorbitante Kontenzahlen zu generieren, sondern hier ein gesundes Wachstum anzustreben«. Angaben zu den geplanten Kunden- und Kontenzahlen wollte Zibell nicht machen. Das Marketingbudget soll aber aufgrund der aktuellen Marktsituation im laufenden Jahr erst einmal moderat gehalten werden. Dirk Piethe, Marketingleiter für Deutschland sagte, E-Trade werde sich nicht ausschließlich auf eigene Marketingmaßnahmen beschränken, sondern auch über Kooperationen und Allianzen mit Online- und Offlineanbietern entsprechend an den Markt gehen. Wenn die Marktbedingungen besser werden, will E-Trade auch im Marketing aggressiver auftreten.
InDeutschland ist E-Trade eine zugelassene Vollbank und hat somit auch die rechtlichen Voraussetzungen, um Bankdienstleistungen anzubieten. Diese Möglichkeit will das Unternehmen nach dem Start in Deutschland nach und nach wahrnehmen und im Bereich der Bankdienstleistungen weitere Produkte anbieten, insbesondere im Bereich des Passiv-Geschäftes.
Nach den Worten von Zibell bietet E-Trade in Deutschland drei Kontopakete mit jeweils unterschiedlichen Informationsangeboten und Software-Werkzeugen für verschiedene Anlegertypen an. Im Rahmen des mehrwährungsfähigen Depotkontos ist unter anderem auch der Handel mit US-Aktien an allen führenden amerikanischen Börsen möglich. Zudem könnten E-Trade-Kunden aus einem Angebot von über 4.000 Investmentfonds auswählen. Zibell zufolge ist E-Trade in Deutschland der einzige Anbieter, der eine Suchfunktion für festverzinsliche Wertpapiere anbietet.
Den angaben nach zielt E-Trade auf eine weltweite Strategie, zu der eine internationale Präsenz und damit auch der Markteintritt in Deutschland gehören. Deutschland ist zwar ein schwieriger Markt, E-Trade bringt aber bis zu zehn Jahre Erfahrung in diesem Geschäft mit. Zudem hat der US-Broker auch die finanzielle Stärke, um in Deutschland erfolgreich zu sein und hat sich sehr sorgfältig auf den Markteintritt vorbereitet.
In den vergangenen fünf Quartalen wurden immer schwarze Zahlen geschrieben. »Unsere Strategie ist es, nicht so schnell wie möglich in den Markt zu kommen, viel wichtiger ist für uns im Augenblick, dass wir mit einem soliden Produktangebot in den Markt einsteigen. Letztlich ist für uns ein mittel- bis langfristiger Erfolg wichtiger«, sagte Zibell. Messlatte ist nicht die Anzahl der Kunden und Konten, sondern wie aktiv die Kunden sind. Über die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland wollte Zibell keine Angaben machen. Er sagte lediglich: »Wir brauchen im Augenblick keine Riesenmannschaft«. Der Zeitpunkt für den Markteintritt ist aus seiner Sicht gut gewählt. »Ich denke, wir haben den Boden an den Aktienmärkten gesehen, die Bereitschaft zu investieren steigt zunehmend.«
Im Moment konzentriert sich E-Trade bei den Ländern, in denen das Unternehmen bereits vertreten ist, auf eine Verstärkung der Produkttiefe und in Deutschland auf den Start des Geschäfts. 13 Prozent der Einnahmen kamen im dritten Quartal aus dem internationalen Geschäft. Nach dem Deutschlandstart wird der Onlinebroker in zwölf Ländern auf vier Kontineneten vertreten sein. »Kein Mensch braucht einen neuen Online-Broker - Gut dass wir ein Alter sind«, mit diesem Motto will E-Trade in Deutschland an den Start gehen, sagte Zibell.
Patricia Gugau