Finanztest Dispokredit: Wie Banken bei Überziehungszinsen zuschlagen

Wer sein Konto überzieht, zahlt saftige Zinsen. Doch wie teuer es genau für Kunden wird, wollen die wenigsten Banken sagen. Finanztest hat die Dispozinsen von rund 1500 Kreditinstituten durchleuchtet. Das Ergebnis ist erschreckend.

Das Gehalt wurde noch nicht überwiesen, aber ein Schnäppchen lockt - da kann man doch mal den Dispokredit bemühen. Schließlich gehört dieser "Service" zum Girokonto dazu. Dass bei dieser Kreditform saftige Zinsen fällig werden, ist den meisten Kunden zwar bewusst. Doch wie hoch diese Zahlung ausfällt, nicht unbedingt. Immerhin: Rund jeder vierte Deutsche überzieht zumindest ab und zu im Jahr sein Konto. 17 Prozent nutzen den Dispo regelmäßig. Durchschnittlich überziehen Kunden ihr Konto um 500 Euro im Monat. Ein lohnendes Geschäft für die Banken. Die darüber lieber schweigen. 

Banken schweigen lieber zum Dispozins

"Finanztest" hat rund 1500 Geldhäuser angeschrieben, um Auskunft über die Dispozinsen zu bekommen. Traurige Realität: Nur 424 Banken antworteten bereitwillig. Um auch die Kreditmodalitäten zu erfahren, durchsuchten die Tester die Internetseiten und schickten Lockvögel in die Filialen. Das Ergebnis ist schockierend: Mit faulen Ausreden und verschleiernder Intransparenz jubeln einige Banken ihren Kunden horrende Dispozinsen unter.  

Mehr Transparenz gefordert

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Dispozinsen durchschnittlich um 0,4 Prozent gesunken. Auch die Zahl der besonders gierigen Geldhäuser, die 13 Prozent und mehr als Zins ansetzen, ging von 35 auf 11 Banken zurück. Nicht nur Finanztest fordert seit Jahren mehr Transparenz. Bundesjustizminister Heiko Maas hat jüngst einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Banken dazu zwingen soll, Kunden künftig besser zu beraten und zu informieren. "Hierdurch versetzen wir die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage, die Zinssätze schnell und einfach miteinander vergleichen zu können", sagte Verbraucherminister Maas (SPD). "Damit machen wir es den Banken schwerer, unangemessen hohe Dispozinsen zu verlangen."

Es gibt auch günstigere Banken

Während bei 56 Banken der Dispozins nicht klar zu erkennen war, können einige Banken punkten: Sie verlangen maximal 8,5 Prozent Zinsen, die Kontoführungsgebühr liegt bei weniger als sieben Euro im Monat. Testsieger bei den überregionalen Banken ist wie im Vorjahr die Deutsche Skatbank. Sie nimmt nur 4,49 Prozent, allerdings verlangt sie mehr als sieben Euro Gebühren im Monat. Ebenfalls überzeugt die Augsburger Aktienbank mit 5,05 Prozent oder die regional arbeitende PSD Bank Rhein-Neckar-Saar mit 5,04 Prozent und die Sparkasse Holstein mit 5,71 Prozent. Die überregionalen Großbanken bewegen sich mit ihren Angeboten im Mittelfeld: Deutsche Bank, Postbank, Commerzbank und Targobank verlangen Zinsen zwischen 7,79 und 12,75 Prozent.

Gierige Zinsen von 13 Prozent und mehr

Elf Banken werden von den Finanztestern abgestraft: Sie verlangen mindestens 13 Prozent Dispozinsen. Auffällig: Es sind nur Genossenschaftsbanken darunter. Mit sechs Raiffeisenbanken und fünf Volks- und Raiffeisenbanken scheinen diese Geldhäuser besonders gierig bei den Dispozinsen zu sein. Teuerster Zins verbuchten die Tester bei der Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut. Das Geldhaus verlangt in der Spitze 16 Prozent von den Kunden, die ihr Konto überziehen.

kg

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