Es war der dramaturgische Höhepunkt der vergangenen Staffel von "Die Höhle der Löwen": Auf einer futuristischen Elektrokugel kamen Erfinder Uli Sambeth und sein Sohn Joschua ins TV-Studio der Start-up-Show gerollt. Als erster Gründer überhaupt schaffte es Sambeth, alle fünf Investoren für seine Idee zu begeistern. Gemeinsam wollen sie den eBall - eine Balancekugel mit vier Elektromotoren - zur weltweiten Sensation machen. Noch während der Ausstrahlung der Sendung konnten die Zuschauer die Weltneuheit online vorbestellen.
Doch von den hochfliegenden Plänen ist heute, ein halbes Jahr nach der Ausstrahlung der Sendung, nicht viel geblieben. Ursprünglich sollten die ersten eBalls im Juni 2017 ausgeliefert werden. Doch davon ist Erfinder Sambeth derzeit weit entfernt. Denn alle fünf TV-Investoren haben den Deal mittlerweile wieder aufgekündigt. Kunden, die den eBall vorbestellt haben, haben ihre Anzahlung von 99 Euro zurückbekommen.
eBall: Löwen fürchten rechtliche Risiken
Das Problem ist die unsichere Patent-Situation. Insbesondere Segway halte so umfangreiche Patente, dass es fraglich sei, ob man die wichtigen Märkte USA und Asien erschließen könne, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Team Dümmel und Team Maschmeyer gegenüber dem stern. "Das Risiko eines Patentstreits ist hier als erheblich einzuschätzen, die Chancen in einem solchen Streit zu obsiegen, sind nahezu aussichtslos." Zudem gebe es zahlreiche weitere Patente von anderen Anbietern, die dem eBall stark ähnelten.
Dabei hatte alles so gut ausgesehen für Sambeth und seine Super-Erfindung. Nachdem Sambeth jahrelang in der Garage allein vor sich hingetüftelt hatte, verfügte er mit dem Einstieg der Löwen plötzlich über Geld, Knowhow und Kontakte. Investor Ralf Dümmel flog mit Sambeth eigens nach Asien, um eine geeignete Produktionsstätte zu finden, der Prototyp wurde zur Marktreife weiterentwickelt.
Ende November stiegen mit Frank Thelen und Judith Williams die ersten beiden Löwen aus. Ein kleineres Investoren-Team sei effizienter, erklärte Thelen laut Gründerszene. Williams sei aufgefallen, dass sie doch nicht so viel beitragen könne wie gedacht.
Erfinder Sambeth will weiterkämpfen
Parallel lief eine umfangreiche Patentprüfung, in die Dümmel und Carsten Maschmeyer nach eigener Aussage einen hohen fünfstelligen Betrag steckten. Als das Ergebnis Ende Februar vorlag, zogen die verbliebenen Löwen die Reißleine. Alle Anteile an der gemeinsamen Firma sollen an Erfinder Sambeth zurückgegeben werden, die Vorbestellungen rückabgewickelt und eingetragene Designs und Werte kostenfrei an Sambeth übertragen werden. Die Löwen räumen das Feld.
Erfinder Sambeth ist von der Entwicklung schwer enttäuscht. "Der eBall ist fertig. Wir könnten eigentlich mit der Produktion loslegen", sagt Sambeth dem stern. Dass die patentrechtliche Einschätzung der Löwen seiner Erfindung den Stecker ziehen soll, will er nicht akzeptieren. "Ich mache weiter", sagt Sambeth. "Mein Ziel bleibt es, den eBall auf den Markt zu bringen."
