Die Lage für den insolventen Elektronikkonzern Grundig wird immer prekärer. Zweieinhalb Wochen nach der Muttergesellschaft in Nürnberg hat am Freitag erwartungsgemäß auch Grundig Austria in Wien Insolvenz angemeldet. Betroffen sind 850 Mitarbeiter. Dem Traditionsunternehmen drohen nun Lieferengpässe.
160 Millionen Euro Passiva
Das Verfahren am Handelsgericht Wien wurde bereits am Freitag eröffnet, berichtete der Kreditschutzverband (KSV). Die Passiva der beiden österreichischen Töchter Grundig Vertriebs-GmbH und Grundig Austria-GmbH betragen nach diesen Informationen 160 Millionen Euro. Den 418 Gläubigern werde die gesetzliche Mindestquote von 40 Prozent innerhalb der nächsten zwei Jahre angeboten. Der österreichische Insolvenzfonds wird für einen Monat die Lohn- und Gehaltszahlungen der Beschäftigten übernehmen.
Kein Lichtstreifen für Nürnberger Werk
Für das Nürnberger Traditionsunternehmen zeichnet sich bislang keine Rettung ab. Es würden weiterhin Gespräche geführt, sagte Firmensprecher Holm Kilbert am Freitag. Die Grundig AG hatte am 14. April Insolvenz angemeldet. Als Interessent für eine Übernahme gilt der türkische Beko-Konzern.
Warenvorräte für Lieferengpässe
Die Grundig Vertriebsgesellschaften in den europäischen Ländern hätten vorsorglich Warenvorräte angelegt, "um eventuell auftretende kurzfristige Lieferengpässe überbrücken zu können und die reibungslose Fortführung des Geschäfts sowie die Belieferung der Kunden europaweit weitestgehend zu sichern", teilte Grundig mit.
Investor gesucht
Die Produktion im TV-Gerätewerk in Wien, die seit drei Wochen ruht, solle baldmöglichst wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig würden intensive Gespräche mit dem Ziel geführt, einen Investor für das Werk Wien zu finden. Der österreichische Industrielle Mirko Kovats hatte sich in den vergangenen Wochen vergeblich bemüht, bei den Wiener Grundig-Töchtern einzusteigen.