Bahnfahren wird bald deutlich teurer. Die Ticketpreise steigen ab Mitte Dezember um durchschnittlich 3,9 Prozent. Auch die BahnCard verteuert sich im Schnitt um 3,6 Prozent. Dies kündigte Bahnvorstand Karl-Friedrich Rausch in Berlin an. Für Reisende, die am Schalter oder Telefon buchen, kommt es noch happiger: Sie müssen ab dem 14. Dezember erstmals zusätzlich 2,50 Euro "Bedienzuschlag" im Reisezentrum entrichten.
Auch im Regionalverkehr wird es im Schnitt um 3,9 Prozent teurer. Die Ländertickets kosten ab dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember einen Euro mehr, beim Schönes-Wochenende-Ticket kommen zwei Euro obendrauf. Die Preiserhöhungen kurz vor Weihnachten begründete die Bahn mit gestiegenen Energie- und Personalkosten. Unterm Strich kämen Bahnfahrer aber immer noch günstiger weg als Autofahrer oder Flugreisende, sagte Rausch. Wie viel Geld die Erhöhungen dem Konzern insgesamt in die Kasse spülen werden, wollte er nicht sagen.
Standortgarantie finanzieren
Mit dem neuen Bedienzuschlag von 2,50 Euro für den Fahrkartenkauf am Schalter will die Bahn eine sogenannte "Standortgarantie" für ihre gut 400 Reizezentren finanzieren. Wie lange der Erhalt der Beratungszentren gesichert ist, wurde aber nicht festgeschrieben. Behinderte sind vom neuen Bedienzuschlag ausgenommen.
Nach der Preiserhöhung verteuert sich eine einfache ICE-Fahrt zweiter Klasse von Hamburg nach München um fünf Euro; bei der Strecke Frankfurt-Berlin sind es vier Euro, und zwischen Hamburg und Hannover kommt ein Euro hinzu. Eine BahnCard 25 für die zweite Klasse kostet ab Mitte Dezember dann 57 statt bisher 55 Euro. Daneben führt die Bahn zum Fahrplanwechsel ein neues einheitliches Telefonportal ein. Unter der Nummer 01805-996633 werden dann alle wichtigen Leistungen für 14 Cent pro Minute angeboten, von der Fahrplanauskunft und den Fahrscheinkauf bis hin zur Radfahrer-Hotline.
Auch der Internetnutzer soll ab Jahresende einfacher an seine Fahrkarte kommen, denn die Bahn-Homepage wird neu gestaltet. Zudem will die Bahn bis 2011 für rund 150 Millionen Euro eine neue Automatengeneration einführen. Von den insgesamt mehr als 7.000 neuen Automaten sind bereits 2.200 aufgestellt. Reisende sollen künftig auch hier schnell an Sparpreise und das Angebot Dauer-Spezial kommen.
Der Umweltverband NABU kritisierte die Preiserhöhung als falsches verkehrspolitisches Signal. "Damit verabschiedet sie sich endgültig von der Absicht, mehr Menschen von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene zu holen", erklärte Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Konzern fokussiere sich offensichtlich auf schwarze Zahlen mit Blick auf den im Herbst geplanten Börsengang.
Er nannte es verbraucherfeindlich, dass zukünftig auch für normale Fahrkarten beim Kauf am Schalter grundsätzlich 2,50 Euro Aufpreis erhoben wird. Das komme bei Fernverkehrsverbindungen unter 100 Kilometern einer realen Erhöhung um über 25 Prozent gleich. Die Bahn entgegnete, dass inzwischen knapp 60 Prozent der Fahrkarten im Internet oder am Automaten gekauft werden. Also ändere sich für die Mehrheit der Kunden in Sachen Zuschlagsfreiheit nichts.