Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Dmitri Medwedew haben sich gemeinsam für bessere internationale Strukturen zur Bewältigung globaler Krisen ausgesprochen. "Wir haben noch nicht die Architektur der Welt, in Form von internationaler Kooperation, wie wir sie brauchen", sagte Merkel am Donnerstag zum Auftakt der bilateralen Regierungskonsultationen in St. Petersburg. Die aktuelle Finanzkrise zeige, dass Probleme nur kooperativ gelöst werden könnten.
Die Kanzlerin betonte bei dem Treffen, dass Deutschland beim Thema Südkaukasus weiterhin eine andere Meinung vertrete als Russland. Das militärische Vorgehen Russlands Anfang August sei unverhältnismäßig gewesen. Es müsse in dieser Frage das Vertrauen wieder hergestellt werden. Zudem sei es wichtig, den von Medwedew und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vereinbarten Sechs-Punkte-Plan zur Konfliktlösung in Georgien in die Tat umzusetzen.
Auch der russische Präsident plädierte für einen multilateralen Ansatz. Mit Blick auf die bisherige Rolle der USA in der Finanzwirtschaft betonte er, dass "keine Wirtschaft, wie stark und gewaltig sie auch sei, die Funktion eines Mega-Reglers übernehmen kann". Vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen warnte Medwedew auch vor einer neuen Blockbildung. "Wie die Berliner Mauer nicht wiederaufgebaut werden kann, so ist die Rückkehr zum Kalten Krieg unmöglich", sagte er. Die Beziehungen zwischen Russland und Deutschland seien "ein Faktor der Stabilität für den gesamten euro-atlantischen Raum" und unterlägen keiner politischen Konjunktur.
Als Reaktion auf die Georgien-Krise war die Bundesregierung mit einer reduzierten Ministerzahl nach St. Petersburg geflogen. Das üblicherweise zweitägige Treffen wurde auf einen Tag gekürzt.