Russlands Propaganda "Lügt schon wie Goebbels": Medwedew vergleicht Merz mit Nazi-Größe

Dmitri Medwedew nimmt eine Parade in Russland ab
Dmitri Medwedew ist einer der treuesten Gefolgsleute von Russlands Präsident Putin
© Ekaterina Shtukina / Pool Sputnik Kremlin / AP / DPA
Der Putin-Vertraute Dmitri Medwedew packt nach Kritik an Russland wieder einmal die Nazi-Keule aus. Dieses Mal trifft sie den wohl künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz.

Der wahrscheinlich nächste Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat mit seiner Äußerung zu einem von Kremlchef Wladimir Putin geführten "Angriffskrieg gegen Europa" scharfen Widerspruch in Moskau hervorgerufen. Merz sei noch nicht im Amt "und lügt schon wie Goebbels", sagte der frühere Kremlchef Dmitri Medwedew mit Blick auf den Propagandaminister Joseph Goebbels in der Nazidiktatur unter Adolf Hitler. 

"Du fängst schlecht an, Fritz!", schrieb der Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates weiter bei Telegram. Fritz ist in Russland ein Schimpfwort für Deutsche nach den Kriegsverbrechen deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Medwedew erklärte auch, er hoffe, dass Merz so ende wie die Nazis 1945. 

Der CDU-Politiker hatte am Dienstag im Bundestag in der Debatte über neue Verteidigungsausgaben gesagt, dass Putin Krieg gegen Europa führe. "Es ist nämlich ein Krieg gegen Europa und nicht nur ein Krieg gegen die territoriale Integrität der Ukraine", sagte Merz laut Redeprotokoll. Es sei "ein Krieg auch gegen unser Land, der täglich stattfindet: mit Angriffen auf unsere Datennetze, mit der Zerstörung von Versorgungsleitungen, mit Brandanschlägen, mit Auftragsmorden mitten in unserem Land, mit der Ausspähung von Kasernen, mit Desinformationskampagnen (…)".

Dmitri Medwedew beleidigt Friedrich Merz

Medwedew griff diese Formulierungen auf und sagte: "Ja, genau so einen Krieg hat dein Naziland, Merz, gegen unser Land 1941-1945 geführt." Medwedew, der von 2008 bis 2012 russischer Präsident war, macht mit scharfen Äußerungen gegen den Westen im Zuge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder von sich reden. Dabei betont Russland selbst, sich in der Ukraine in einem Stellvertreterkrieg mit dem Westen zu sehen.

Auch gehört es zur russischen Propaganda, dass man in der Ukraine Nazis bekämpfe – eine absurde Lüge, angesichts eines demokratisch gewählten Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der zudem Jude ist.

Russland und der Kampf gegen "Nazis"

Russlands Autokrat Wladimir Putin und seine Gefolgsleute nutzen noch immer den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland 1945 für ihre Propaganda. Jeden Kritiker als Nazi zu diffamieren oder sogar den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Kampf gegen Nazis zu rechtfertigen, ist da eine einfache Lüge, um das eigene Volk hinter sich zu bringen.

Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels (1897-1945) war ein enger Vertrauter von Adolf Hitler und bereitete ihm durch Propaganda den Weg an die Macht. Goebbels Sportpalast-Rede ("Wollt Ihr den totalen Krieg") ist ein bis heute erschreckendes Beispiel für den Fanatismus der Nazis und die Wirkung ihrer Propaganda.

Joseph Goebbels und sein Ende

Kurz vor Kriegsende lebt Familie Goebbels mit Hitler und seinen engsten Vertrauten im Führerbunker in Berlin. "Meine Kinder sollen lieber sterben, als in Schande und Spott zu leben", sagt Goebbels Frau Magda. Und er selbst fürchtet, Stalin könne die Sprösslinge nach Moskau schaffen und dort zu Kommunisten drillen lassen. "Nein, es ist besser, wir nehmen sie mit." Also tötete Ehepaar Goebbels erst ihre sechs Kinder und dann sich selbst.

Der Vergleich eines demokratisch gewählten Politikers mit einem fanatischen Nazi ist also absolut haltlos und eine Beleidigung. Das weiß sicherlich auch Medwedew.

tkr / mit DPA