Tag und Nacht flimmern ihre Gesichter über die Fernsehbildschirme in Russland. Die Propagandisten im Dienst des Kremls sind allgegenwärtig. Seit Wladimir Putin den Befehl zum Angriff auf die Ukraine erteilte, läuft die Propaganda-Maschinerie auf unvergleichlichen Hochtouren. Egal zu welcher Uhrzeit und an welchem Tag die Russen ihren Fernseher einschalten, sie können sich sicher sein: Einer der getreuen Hetzer des Kremls wird ihnen seinen Hass entgegen schreien: Hass auf den Westen, Hass auf die Ukraine, Hass auf alles, was dem System Putins zuwider ist oder es bedrohen könnte.
Neben dem angeschwollenen Sicherheitsapparat sind es die Propagandisten, auf die sich das Regime Putins stützt. Dank ihrer unablässigen Arbeit gelingt es dem Kreml einem Teil der Bevölkerung einzutrichtern, Russland sei nur von Feinden umgeben, die das Land zerstören wollen – aus purem Neid. Der andere Teil der Bevölkerung schweigt – aus Angst oder im Glauben, mit seiner Meinung allein dazustehen. Denn Ansichten, die der Linie des Kremls widersprechen existieren im russischen Fernsehen längst nicht mehr.
Es sind Leute wie Wladimir Solowjow oder RT-Chefin Margarita Simonjan, die unablässig die Dogmen des Kremls der Öffentlichkeit einbläuen. Dazu sind alle Mittel recht: Lügen, Fakes, Hetze. Mit kruden Beleidigungen und Verunglimpfungen machen sie permanent Stimmung gegen den sogenannten "kollektiven Westen" – den bequemen Erzfeind, den sich Putin auserkoren hat. Denn dieser Feind ist der russischen Öffentlichkeit seit den Sowjetzeiten vertraut.
Die Scheinheiligkeit der Kreml-Propaganda
Doch die Kreml-Propagandisten eint nicht nur der zur Schau getragene Hass auf den Westen, sondern auch ihre Bigotterie. Während sie ihren Zuschauern von dem angeblich bösen, korrupten, teuflischen, verfaulenden Westen erzählen, kaufen sie liebend gerne Luxusimmobilien in Italien oder der Schweiz, machen Ferien an der französischen Côte d’Azur, schicken ihre Kinder an englische Universitäten oder verschaffen ihren Sprösslingen die US-Staatsbürgerschaft.
Ganz getreu dem inzwischen geflügelten Sprichwort: "Nichts wünschen sich die Russen mehr als die Zerstörung Amerikas – und die Greencard."
So erwarb Wladimir Solowjow vor dem Krieg gleich vier Luxusimmobilien an dem malerischen Comer See in Italien. Nach Recherchen des Anti-Korruptions-Fonds von Alexej Nawalny kam sein Kind mit seiner Geliebten, der Basketballspielerin Swetlana Abrosimowa, in den USA zur Welt.
Solowjow schert sich nicht um die sogenannten traditionellen Werte der orthodoxen Kirche, die er so gerne seinem Publikum predigt und die der Kreml zum neuen Maßstab aller Dinge erhoben haben will. Der achtfache Vater ist in dritter Ehe verheiratet, aber eine Geliebte leistet er sich trotzdem.
Entgegen ihren Predigten über vermeintliche "traditionelle russische Werte", lebt kaum einer der Propagandisten das, was er predigt. Dmitri Kisseljow ist zum Beispiel zum siebten Mal verheiratet. Sein Bruder hat sich für einen anderen Weg entschieden: Er ist Bürger Deutschlands und kämpfte im Donbass auf der Seite der Ukraine.
Olga Skabejewa heiratete ihren Oleg Popow in New York – obwohl in ihren Shows die USA der Ausgeburt der Hölle gleichgemacht werden. Für beide ist es bereits die zweite Ehe.
Olesja Losewa, Moderatorin der Sendung "Die Zeit wird es zeigen" auf dem zentralen Staatssender Perwyj Kanal führt auch nicht ein Leben, wie es die orthodoxe Kirche gerne sieht. Die 43-Jährige ist bereits zwei Mal geschieden worden und posierte 2001 auf dem Cover des Männermagazins "Medwed" (Bär) in einem Champagner-Bad.
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