FLUGZEUGBAU Airbus und Boeing haben volle Auftragsbücher

Erstmals in der Geschichte der Airbus Industrie liegt das europäische Konsortium mit 1.531 Aufträgen in diesem Jahr deutlich vor dem US-Konkurrenten mit 1.269 bestellten Jets.

Zehn Monate nach dem 11. September, der die internationale Luftfahrt in ihre bisher schwerste Krise stürzte, können die beiden dominierenden Flugzeughersteller Airbus Industrie und Boeing wieder aufatmen. Beide Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Erstmals in der Geschichte der Airbus Industrie liegt das europäische Konsortium in diesem Jahr deutlich vor dem US- Konkurrenten. Inklusive der jetzt offiziell bestätigten Order der US- Frachtfluggesellschaft FedEx über zehn Airbus A380 stehen bei Airbus Industrie Aufträge für 1.531 Flugzeuge in den Büchern. Der Auftragsbestand von Boeing liegt derzeit bei 1.269 Jets.

Airbus für fünf Jahre ausgelastet

Damit sind die europäischen Flugzeughersteller für wenigstens fünf Jahre ausgelastet. Während Airbus in diesem Jahr rund 300 Maschinen ausliefern wird und Boeing etwa 380 Flugzeuge, wollen beide im nächsten Jahr jeweils rund 300 Flugzeuge produzieren. Bei Airbus rechnet man damit, die Produktion vom Jahr 2004 an langsam hochfahren zu können, zumal in den nächsten Monaten mit weiteren Bestellungen gerechnet werden darf.

Weitere Aufträge erwartet

Schon bei der traditionellen Air Show im englischen Farnbourough, die am nächsten Montag (bis 28. Juli) beginnt, dürften beide Flugzeugbauer mit neuen Aufträgen aufwarten. In Toulouse erwartet das Airbus-Konsortium in diesem Jahr deutlich mehr als 400 Bestellungen. Der Billigflieger EasyJet, der 100 zweistrahlige Kurz- und Mittelstreckenjets bestellen will, gilt als potenzieller neuer Airbus-Kunde.

Kaum Annullierungen

Bemerkenswert ist auch, dass bei bisher 107 Airbus-Bestellungen in diesem Jahr nur drei Aufträge annulliert worden sind, bei Boeing stehen bisher nach 32 Annullierungen 134 Neubestellungen in den Büchern. Während bei Boeing der zweistrahlige Evergreen Boeing 737 mit seinen neuen Versionen mit einem Auftragsbestand von 868 Exemplaren weiterhin der absolute Moneymaker ist, verteilt sich das Auftragsvolumen bei Airbus auf alle »Familien-Mitglieder«.

Nummer eins bleibt der zweistrahlige Airbus A320, für den derzeit noch 524 Aufträge vorliegen. Mit bisher mehr als 1050 Auslieferungen bleibt dieses Kurz- und Mittelstreckenflugzeug für Airbus der große Geldbringer. Mit 266 bzw. 167 Bestellungen stehen die beiden in Hamburg-Finkenwerder gefertigten Versionen A319 und A321 auch sehr gut da.

Wirtschaftlich schlagen allerdings die beiden Großraumjets Airbus A330, dessen A330-200-Version sich als das bisher ausgereifteste und effizienteste Airbus-Produkt erwiesen hat, und der künftige doppelstöckige Riese A380 am stärksten zu Buche. Für den Airbus A330, der je nach Version offiziell 138 bis 153 Millionen US-Dollar pro Stück kostet, liegen immerhin 188 Bestellungen vor.

Der A380-Riese, der schon 2004 fliegen soll, nähert sich knapp zweieinhalb Jahre vor seinem Jungfernflug mit nunmehr 97 Festbestellungen schon der »Schallmauer« von 100 Flugzeugen - eine Zahl, die noch vor Jahresfrist von vielen für unmöglich gehalten wurde. Der neue A380-Kunde Fed gehört zu den 20 bedeutendsten Airlines, die von Anfang an mit der Airbus Industrie an der Entwicklung des A380 mitgearbeitet haben.