20 Jahre und mehr sind eigentlich kein Alter für ein Flugzeug. Vor allem dann nicht, wenn die Wartung stimmt. So erklärte es Wolfgang Büchner, stellvertretender Sprecher im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, auf der Bundespressekonferenz vom 14. August 2023. "Bei einem Flugzeug ist der Wartungszustand das Entscheidende und nicht das Alter. Und die Flugzeuge (der Flugbereitschaft) werden so gewartet, dass sie mit jedem neuen Flugzeug vergleichbar sind."
Doch trotz des "hervorragenden Jobs", den die Bundeswehr laut Büchner mache, kam es mit dem Airbus A340-300, der Außenministerin Annalena Baerbock eigentlich nach Australien bringen sollte, gleich zwei Mal zu einer ungeplanten Landung – und schließlich zum Abbruch der Reise. Fregattenkapitän Christina Routsi, Sprecherin im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg): "Manchmal könnte man annehmen, dass wir von mehr Pannen gebeutelt sind, als vergleichbare Airlines. Dem ist mitnichten so. Wir sind auf dem technischen Niveau einer renommierten Airline."
Merkel, Scholz – nun erneut Baerbock: Die Pannenserie der Regierungsflieger geht weiter

Tatsächlich aber sollte der Flieger schon sehr bald ausgemustert werden. Im Fachjargon sollte "die Nutzungsdauer enden" – ursprünglich Ende September. Zu spät? Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt sieht das nicht so: "Der Zeitpunkt war nicht zu spät. Alleine schon weil der Ersatz, die A350, noch gar nicht fertig war. Außerdem ist ein Flugzeug trotz der vielen Dienstjahre im Prinzip problemlos nutzbar, es erhöht sich mit der Zeit lediglich der Wartungsaufwand. Das ist wie mit alten Autos – irgendwann kommt der Punkt, an dem eben immer mal wieder was ist. Wenn man das früh merkt oder den höheren Aufwand in Kauf nimmt, kann man die älteren Flieger weiterhin sicher bewegen."
Die Entscheidung, die Flotte zu tauschen, fiel außerdem schon vor Jahren. Aber: "Airbus ist auf Jahre ausverkauft", weiß Großbongardt, "und dann muss so ein Flieger für die Regierung auch noch aufwändig umgebaut werden, von der Innenausstattung bis hin zur Funktechnik. Das dauert insgesamt eben mehrere Jahre."
Das Ende für den A340 ist gekommen
Inzwischen ist klar: Die Luftwaffe mustert die Flieger umgehend aus. Ein Sprecher bestätigte das der Deutschen Presse-Agentur und sagte: "Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen vorzeitig außer Dienst stellen." Künftig fliegen die Ministerinnen und Minister also nur noch mit der Nachfolger-Maschine, einem Flugzeug vom Typ Airbus A350-900, mit dem zumindest Bundeskanzler Olaf Scholz zuletzt keinerlei Probleme hatte.
Man wird sich auch in der Regierung über den sogenannten Pannenflieger ärgern, der schon wieder eine Reise einer hochrangigen Politikerin verhinderte und für internationalen Hohn und Spott sorgte. Den Hersteller Airbus kann man indes nicht fragen, was eigentlich das Problem war. "Airbus äußert sich nicht zu Betriebs- und Wartungsthemen von einzelnen Airlines/Kunden", heißt es auf Anfrage nur.

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Was war genau passiert? Montagmorgen bemerkte der Kapitän der Maschine einen Defekt beim Einfahren der Klappen der Maschine. Man ließ 80 Tonne Kerosin ab und landete ungeplant wieder dort, wo man gestartet war: in Abu Dhabi.
Heinrich Großbongardt erklärt dem stern, was das für ein Flugzeug überhaupt bedeutet: "Wenn die Klappen nicht richtig funktionieren, muss man als Pilot beispielsweise mit einer höheren Geschwindigkeit zur Landung anfliegen. Wichtig ist aber, dass sich die Piloten über den Zustand sicher sein können. In diesem Fall war es aber wohl ein Klappensensor, der gemeldet hat, dass etwas nicht stimmt – ob das der Realität entspricht, weiß man dann als Pilot nicht immer."
Und in so einem Fall sind die oft erwähnten Redundanzen auch wenig hilfreich: "Das ist in der Tat schwierig, dann auf die Redundanz zurückzugreifen. Bei Sensoren bekommt man dann zwei unterschiedliche Angaben, nach denen man das eigene Flugverhalten richten muss. Auf welche verlässt man sich dann? Welche Information stimmt – und welche nicht?", schildert der Experte das Dilemma der Crew.
Nach der Landung folgte ein Reparaturversuch, der zunächst geglückt schien. Zumindest gelang ein Testflug und der Kapitän gab grünes Licht. Baerbock und ihre Delegation verzichteten auf die gebuchten Linien-Tickets und gingen wieder an Bord. Es wurde getankt, danach erfolgte der nächste Start gen Australien.
Reparatur vor Ort nicht möglich
Wieder kam es zur Panne, wieder musste in Abu Dhabi gelandet werden. Diesmal endgültig: Die Reise wurde abgebrochen. Die Techniker der Luftwaffe vermuten inzwischen, dass die Launen der Klappen offenbar mit dem Gewicht des Fliegers zusammenhängen müssen – denn für den Testflug war die Maschine deutlich leichter.
Es drängt sich die Frage auf, wie es sein kann, dass der A340 an einem internationalen Drehkreuz und der Heimat von Etihad nicht zeitnah repariert werden konnte – immerhin gehen hier zahllose Flugzeuge durch die Werkstätten.
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Kaum einer kennt noch dieses Flugboot des britischen Unternehmens, kurz Saro genannt, aus dem Jahre 1952 (Erstflug). Das Ganzmetall-Flugboot mit einer Spannweite von 66,9 Metern wurde von zehn Propellern angetrieben, wobei bis auf die beiden äußeren die übrigen zu Zweierpaaren mit gegenläufigen Propellern angeordnet waren. In dem doppelstöckigen Rumpf fanden 105 Passagiere Platz. Nur drei Exemplare wurden gebaut – und bald verschrottet. Die Zeit der Flugboote war schon damals vorüber.
"Es ist ja versucht worden, die Panne zu beheben. Beim Testflug war auch alles okay. Aber es ist manchmal einfach so, dass man glaubt, den Fehler behoben zu haben und dann zeigt sich: doch nicht. Da hilft auch die größte Werkstatt nichts", resümiert der Experte, "und dieser Fehler ist wirklich gemein, denn er tritt nur unter ganz bestimmten Bedingungen auf. Man hört immer wieder vom Gewicht. Aber warum? Es ist so: Wenn ein Flieger voll beladen ist, biegen sich die Tragflächen anders durch. Das kann einen Sensor durchaus beeinflussen. Die Bedingungen für den Fehler waren also beim Test nicht erfüllt – und dafür aber wieder beim zweiten Versuch bei voller Beladung. Manche Dinge sind leider nicht ganz so leicht aus der Welt zu schaffen. Vor allem nicht unter dem enormen Zeitdruck."
Luftwaffen-Experten und Lufthansa Technik untersuchen den Fall nun – doch eher als Fall für das Lehrbuch und weniger, um das Problem zu lösen. Denn der A340 wird nicht mehr in offizieller Funktion für die Regierung unterwegs sein. "Manchmal ist es wirklich verflixt", resümierte Baerbock zuletzt.