Assad-Regime Tod und Folter in Syrien: Datei mit 70.000 Leichenbildern belegen Horror

Syrien: der Horror des Assad-Regimes in Bildern
Unser Bild zeigt Fotos von Syrern, die zu Tode gefoltert worden. Sie hingen im Dezember 2024 kurz nach dem Sturz des Assad-Regimes im Al-Mujtahid-Krankenhaus in Damaskus, um den Angehörigen bei der Suche nach Vermissten zu helfen 
© DIA Images / ABACA / Imago Images
Das Assad-Regime hat Oppositionelle brutal unterdrückt. Das machen jüngst aufgetauchte Leichenbilder von gefolterten Syrern erneut deutlich – und sie zeigen das System dahinter.

Das syrische Regime unter Machthaber Baschar- al-Assad hat Tausende Syrer bestialisch gefoltert und getötet – das ist nichts Neues. Doch erst nachdem Assad und seine Familie am 8. Dezember 2024 überstürzt das Land verlassen hatten und sein Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen war, wurde das Ausmaß des Terror- und Unterdrückungssystems vollends sichtbar. Die verlassenen Foltergefänginsse al-Khatib und Saidnaja, die in den Dezember-Tagen von Aufständischen und syrischen Bürgern gestürmt wurden, gaben dem Grauen eine konkrete Vorstellung – es waren Bilder aus einer dunklen, entmenschlichten Welt.

Jetzt berichten Medien von neuen Beweisen für den Terror gegen die eigenen Bürger und Oppositionelle, die für das Regime einfach nur Terroristen waren. Dem Norddeutschen Rundfunk wurde eine Festplatte zugespielt, die unter anderem 70.365 Fotos von 10.212 Leichen enthält. Der NDR teilte die Daten mit dem WDR, der "Süddeutschen Zeitung" und dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Weiterhin sind auf der Festplatte Geheimdienstunterlagen, Listen von Militärangehörigen und Totenscheine gespeichert. Die Ergebnisse der gemeinsamen Recherchen sind weltweit unter dem Titel "Damascus Dossier" veröffentlicht.

Die systematische Folter des Assad-Regimes 

Die meisten Aufnahmen stammen aus den Jahren 2015 und 2016, die letzten entstanden 2024. Sie wurden wohl überwiegend im Keller des Militärkrankenhauses Harasta im gleichnamigen Vorort von Damaskus gemacht. Dort war die Gerichtsmedizin untergebracht. Das Krankenhaus war offenbar der zentrale Ort, um die Opfer des Regimes zu dokumentieren und sie von dort aus in Massengräbern zu entsorgen. 

Mehrheitlich wurden drei Aufnahmen (manchmal auch mehr) von einer Leiche gemacht – von oben, von der Seite und eine Ganzkörperbild. Die meisten Toten sind Männer, es sind aber auch Frauen, Minderjährige und ein Neugeborenes darunter. Die Leichen tragen Zettel mit Aktenzeichen, manchmal wurden die Nummern direkt auf die Haut gekritzelt. Die Fotodateien enthalten Daten darüber, welcher Geheimdienst die Toten anlieferte. Darüber hinaus enthält die Festplatte Geheimdienstunterlagen, Listen von Militärangehörigen und Totenscheine der Opfer.

Der größte Teil der Körper auf den Fotos zeigt laut Auswertung Anzeichen von Unterernährung, viele Tote sind bis auf die Knochen abgemagert. Bei vielen sind Spuren massiver Gewalt sichtbar, die auf systematische Folter hinweisen. Mehr als 64.000 Menschen sind Schätzungen zufolge seit 2011 in syrischen Gefängnissen umgebracht worden sein. Etwa 160.000 gelten weiterhin als verschwunden, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Ärzte aus dem Krankenhaus sollen in Deutschland praktizieren

Das Harasta-Krankenhaus diente nicht nur als Leichen-Zentrum, sondern hier wurden laut Recherchen auch Regime-Gegner behandelt – aber nicht mit dem Ziel zu heilen, sondern sie am Leben zu erhalten, um weitere Informationen aus ihnen herauszupressen. Wer zu krank für die Folter in den Geheimdienstkellern war, wurde in den siebten Stock des Krankenhauses verlegt, berichteten Überlebende. Die Ärzte zeichneten die Todesscheine von Häftlingen ab, standardmäßig wurde "Herzstillstand" als Todesursache vermerkt.

Interessant dürften die Daten auf der Festplatte auch für die Bundesanwaltschaft werden. Dem Bericht zufolge ergaben Recherchen, dass früher in dem Krankenhaus beschäftigte Ärzte heute in Deutschland praktizieren. Der Bundesanwaltschaft soll der Datensatz ebenfalls vorliegen.

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