Regierungs-Airbus Kerosin-Dusche für die Umwelt: Was Flugzeuge so treiben, wenn sie Probleme haben

Die Piloten des Regierungs-Airbus A340 lassen den Treibstoff ab. 
Die Piloten des Regierungs-Airbus A340 lassen den Treibstoff ab. 
© Sina Schuldt / DPA
Der Regierungs-Airbus mit Außenministerin Annalena Baerbock an Bord wollte in Abu Dhabi zwischenlanden und auftanken. Nach dem Start kam es zu einer Panne – und um wieder landen zu können, versprühten die Piloten 80 Tonnen Kerosin.  

Die Flugbereitschaft hat mal wieder Probleme, Außenministerin Annalena Baerbock musste einen unfreiwilligen Stopp einlegen. Der Regierungs-Airbus A340 konnte die Landeklappen nicht einfahren. Auf dem Zwischenstopp in Abu Dhabi hatte die Maschine vollgetankt und 110 Tonnen Kerosin an Bord. Insgesamt lag das Gewicht bei 271 Tonnen. 90 Minuten flog der Jet weiter und ließ dabei etwa 80 Tonnen Kerosin ab. Was bedeutet das? Die Tanks werden geöffnet, aber der Sprit wird nicht einfach "ausgeschüttet". Er wird von Düsen verteilt. Wegen der Flüchtigkeit des Kerosins vernebelt sich der Treibstoff und kommt nicht als Wolkenbruch am Boden an.

Das Landegewicht wird reduziert

Dieses Verfahren ist in der Luftfahrt bei Problemen allgemein gebräuchlich. Es dient dazu, das zulässige Landegewicht zu erreichen und bei ganz schweren Fällen kann so auch das Ausmaß eines möglichen Brandes reduziert werden. Das Problem dahinter: Die Jets können und dürfen schwerer starten als landen. Kommt es kurz nach dem Start zu Problemen, die zu einem Abbruch des Fluges zwingen, ist die vollgetankte Maschine zu schwer. Die Differenz zwischen maximalem Start- und Landegewicht liegt bei einer Boeing 747-400 bei 100 Tonnen. Beim Airbus waren es 80 Tonnen. Für einen wirtschaftlichen Betrieb sind viele Maschinen beim Start voll beladen. Bei einer gravierenden Störung ist das Treibstoffablassen oder auch Fuel Dumping, beziehungsweise Fuel Jettison unausweichlich.

Regeln beim Ablassen 

Die Belastung der Umwelt ist nicht zu vermeiden, spezielle Regeln sollen den Schaden am Boden jedoch gering halten. Die Maschine muss eine Mindestflughöhe von 1800 Meter erreichen und ihr wird ein spezieller Kurs zugewiesen. So darf sie nicht in einem Kreis fliegen, damit die Fläche nicht zweimal bestrichen wird. Dennoch können immer noch acht Prozent des abgelassenen Kerosins am Boden ankommen. Diese Zahl kann sich bei größerer Flughöhe, die meistens erreicht wird,  und starken Strömungen reduzieren.

Umstrittene Methode 

Zwischen 2010 und 2016 wurden über Deutschland in 121 Fällen insgesamt rund 3590 Tonnen Kerosin abgelassen. Weil das Kerosin in extrem feine Tröpfchen verteilt wird, gilt die Belastung als unkritisch. Die Tröpfchen in der Luft kommen auch nicht später zu Boden, sie werden durch die Strahlungsenergie der Sonne in Wasser und Kohlendioxid umgewandelt . Von der Umweltbelastung her gesehen kann das Versprühen des Kerosins also nicht mit dem Leck eines Öltankers verglichen werden.

Auch wenn keine Kontamination von Böden nachgewiesen werden konnte, ist diese Methode umstritten. Insbesondere in dicht besiedelten Regionen wie in Deutschland. Zumal es sich nur im eingeschränkten Sinne um eine Notfallmaßnahme handelt. Die meisten Maschinen können auch sicher landen, wenn das maximale Landegewicht überschritten wird. Nur müsste das Flugzeug nach so einer Landung mit Übergewicht aufwändig auf Schäden untersucht werden. Diese Kosten werden durch das Ablassen vermieden.

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