Landungsklappen Panne am Regierungsflieger: Baerbock strandet in Abu Dhabi

Baerbock Abu Dhabi
Nur mäßig gut gelaunt: Außenministerin Annalena Baerbock steigt in Abu Dhabi aus der Regierungsmaschine.
© Sina Schuldt / DPA
Außenministerin Annalena Baerbock strandet auf ihrer geplanten Reise nach Australien erstmal in Abu Dhabi. Grund: Mal wieder technische Probleme am Flugzeug. Mit dem musste die damalige Kanzlerin Angela Merkel sogar einmal notlanden.

Gegen 4 Uhr morgens Ortszeit wendet sich der Flugkapitän über die Kabinenlautsprecher an die „sehr geehrte Frau Ministerin“ und die anderen Mitreisenden – "mit einer leider nicht so guten Nachricht". Die Delegation rund um Außenministerin Annalena Baerbock hatte es sich gerade für einen langen Nacht- und Tagflug bis in die australische Hauptstadt Canberra bequem gemacht. Der Kommandant erklärte in ruhiger Tonlage, es gebe technische Probleme mit den Landungsklappen. Sie ließen sich nicht vollständig einfahren. Kein Grund zu Sorge, man habe das schon am Simulator geprobt. Einzige Lösung: Zurück nach Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate.

Eine Wolke aus 80.000 Liter Kerosin

Die Regierungsmaschine vom Typ A340 war ebendort um genau 3.33 Uhr Ortszeit nach einer Zwischenlandung gestartet. Drei Minuten später, unmittelbar nach dem Einfahren des Fahrwerks, sei das Problem aufgetreten. Seitdem flog man im Dreiecks-Kurs in knapp 3000 Meter Höhe über dem Golf, in der Hoffnung, das Problem ließe sich in der Luft lösen. Sicher war nur: Es würde sich nicht in Luft auflösen. Mit ausgefahrenen Landeklappen könne das Flugzeug weder die geplante Flughöhe noch Fluggeschwindigkeit erreichen, erklärte der Kommandant. Die Flugzeit würde sich verdoppeln, wodurch man ganz praktisch das anvisierte Ziel Australien ohnehin nicht erreichen würde. Vorher ginge das Kerosin aus.

Nur hatte man eben genau jetzt deutlich zu viel davon an Bord. Der Flieger war zum Volltanken im Wüstenstaat gelandet. 110 Tonnen, 110.000 Liter waren in den Tanks. Er wog nun 271 Tonnen, 80 Tonnen über dem maximal erlaubten Landegewicht. Folglich mussten 80 Tonnen Kerosin abgelassen werden – deutlich sichtbar als weiße Wolke, die aus Tankstutzen an beiden Flügelunterseiten herausschoss. Sie würde, so versicherte man, verdunsten, bevor sie den Boden erreichen könne.

80 Minuten Kreisen

Bei einer Ablassgeschwindigkeit von 1000 Liter pro Minute musste Baerbocks Flugzeug also 80 Minuten kreisen, bis die Tanks einigermaßen leer waren. Gegen halb sechs Uhr Ortszeit konnte die Maschine wieder landen. Zur Stunde wird versucht, sie vor Ort zu reparieren. Die Ministerin ist derweil samt Delegation in ein Hotel gebracht worden.

Baerbock befindet sich auf dem Weg zu einer einwöchigen Reise nach Australien, Neuseeland und die Fidschi-Inseln. In Australien hatte sie unter anderem eine Grundsatzrede halten und das Halbfinale der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft besuchen wollen. Nach einem Zwischenstopp im  neuseeländischen Auckland wollte sie als erste deutsche Außenministerin nach Fidschi weiterfliegen, um dort an der Datumsgrenze die deutsche Botschaft zu eröffnen.

Wie sicher sind die Regierungsflieger? 

Der Vorfall dürfte eine erneute Debatte über die Zuverlässigkeit der deutschen Flugbereitschaft einläuten. Es geht um die auffällige Häufung technischer Probleme. Allein die Außenministerin war in diesem Jahr bereits dreimal betroffen. Einmal sogar in derselben Region. Mitte Mai war Baerbock in die Golfregion aufgebrochen. Die Reise stand unter keinem guten Stern: Auch damals war die vorgesehene Regierungsmaschine schon in Berlin ausgefallen, wegen eines Hydraulikschadens. Das Ersatzflugzeug, ein grauer Airbus-Truppentransporter, hatte dann in Katar einen Reifenschaden. Ersatz für das Spezialrad war weder an Bord noch in der Region aufzutreiben, sondern musste eigens aus Deutschland eingeflogen werden. Die Delegation saß derweil einen Tag in Katar fest.

Merkel hatte mit derselben Maschine eine Panne

Die nun betroffene Maschine sei trotz ihres Alters von 24 Jahre zuverlässig, heißt es. Da sie nicht im Linienbetrieb eingesetzt war, gelte sie gewissermaßen als Neuwagen. Was nicht bedeutet, dass sie keinen Ärger macht. Im Gegenteil: Es handelt sich um dieselbe Maschine, mit der 2018 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in ernstere Probleme geraten war. Auf ihrem Flug zum G20-Gipfel in Buenos Aires war kurze Zeit nach dem Start die komplette Kommunikation ausgefallen. Grund war ein elektronisches Problem. Dies hatte zudem dafür gesorgt, dass auch das vorgeschriebene Ablassen des überschüssigen Flugbenzins nicht funktionierte und die Maschine somit zu schwer für die vorgesehene Notlandung in Köln gewesen war. Bei der Landung hatten mehrere Feuerwehren zu Sicherheit die Landebahn gesäumt. Merkel musste seinerzeit auf einen Linienflug umsteigen. Zum Gipfel schaffte sie dennoch nur mit Verspätung.

Wie und ob nun die Reise der Außenministerin weitergeht, ist zur Stunde offen. Auch wenn der Fehler behoben werden könnte, müsste die Crew aus arbeitsrechtlichen Gründen für mindestens zwölf Stunden pausieren, bevor sie erneut in Richtung Australien aufbrechen dürfte. Eine weitere Möglichkeit wäre, aus Köln eine Ersatzmaschine anzufordern, aber auch das dauert. Zudem gibt es ein weiteres Hindernis: Die defekte Maschine war ihrerseits schon als Ersatz für das ursprünglich geplante Flugzeug eingesprungen. Das hat einen Defekt.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war Auckland fälschlicherweise als neuseeländische Hauptstadt bezeichnet worden. Auckland ist zwar größte Stadt des Landes, Hauptstadt ist jedoch Wellington. Wir haben den Fehler korrigiert.