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Friede Springer Vom Kindermädchen zur Mehrheitsaktionärin

Es war einmal ein mächtiger Großverleger, der sich in sein Kindermädchen verliebte und es heiratete. Als er starb, erbte die Witwe sein Imperium und baute es in harten Machtkämpfen aus. Ihr Name: Friede Springer.

Die Geschichte vom Aufstieg der Friede Springer klingt märchenhaft. Sie begann 1965, als die damals 23-Jährige eine Stelle als Kinderpflegerin im Hause Springer antrat. Heute steht sie als Mehrheitsaktionärin an der Spitze des größten europäischen Zeitungskonzerns, der Axel Springer AG. So ist sie maßgeblich für den letzten Coup des Unternehmens mitverantwortlich: der am Freitag bekannt gegebenen Übernahme der TV-Kette ProSiebenSat.1. Womit der einzige börsennotierte Medienkonzern in Deutschland entsteht, der sowohl im Presse- als auch im Fernsehgeschäft tätig ist.

"Ich bin sein Produkt"

Geboren wurde Springer am 15. August 1942 als Tochter eines Gärtners und einer Hauswirtschaftsleiterin in Oldsum auf der Insel Föhr. Nach dem Volksschulabschluss besuchte sie weiterführende Schulen und arbeitete zunächst im Hotelgewerbe. Im Sommer 1965 las Springer, geborene Riewerts, die für sie schicksalhafte Anzeige: "Villenhaushalt sucht Kindermädchen" - und landete im Haus des 30 Jahre älteren Axel Cäsar Springer.

Es dauerte nicht lange, und die beiden waren ein Liebespaar. 1978 wurde sie Axel Springers fünfte Ehefrau - und eine unentbehrliche Mitarbeiterin des mächtigsten deutschen Zeitungsverlegers. Auf Wunsch ihres Mannes bereitete sich die kühl wirkende und Kameras meidende Friesin systematisch auf die Aufgabe vor, einmal als Erbin wesentliche Funktionen in der Geschäftsführung des Springer-Konzerns zu übernehmen, lernte Sprachen, belegte die Fächer Kunstgeschichte, Philosophie und Religion an der Weltwirtschaftsschule in Kiel. In einem Zeitungsinterview beschrieb sie ihre Situation im Schatten des Großverlegers einmal so: "Ich habe mich an seiner Seite entwickelt. Ich gebe es zu: Ich bin sein Produkt."

Machtkämpfe um das Verlagsimperium

Nach Axel Springers Tod 1985 erbte sie, zusammen mit den Kindern und Enkeln aus Springers früheren Ehen, das Verlagsimperium. Das drohte zu zerfallen: Großaktionäre, Konzernvorstände und Erben lieferten sich harte Machtkämpfe. Doch der jungen Witwe gelang, was eigentlich niemand erwartet hätte: Sie setzte sich gegen die Widersacher durch, steuerte das Imperium in den folgenden Jahren durch viele Wirrnisse um Aktienbeteiligungen und Kontroversen mit den Burda-Brüdern und der Kirch-Gruppe.

1985 wurde sie in den Aufsichtsrat berufen, dem sie seitdem ununterbrochen angehört und in dem sie zur stellvertretenden Vorsitzenden aufrückte. Seit 2002 hält sie die Mehrheit der Aktien am Springer-Verlag. Mit Mathias Döpfner, einem Mann ihres Vertrauens als Vorstandsvorsitzendem an der Spitze der AG, machte sie den Verlag zukunftssicher. Friede Springer, der ein freundschaftliches Verhältnis zur CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel nachgesagt wird, hält Distanz zu den Redaktionen. Sie steht für Erfolg: Im vergangenen Jahr stiegen die Umsatzerlöse auf 2,4 Milliarden Euro. So wurde das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht. Und sozial engagiert ist die mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Frau auch: Im Andenken an ihren an einer Herzkrankheit gestorbenen Mann gründete sie im vergangenen Jahr die Friede-Springer-Stiftung zur Erforschung von Herz- und Kreislauferkrankungen.

Holger Mehlig/AP AP

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