Gewinnziele gekappt Lufthansa-Aktie geht auf Sturzflug

Die Erlöse sind schwach, die Buchungen gehen zurück. Aus diesen Gründen kappt die Lufthansa deutlich ihre Gewinnziele. Die Anleger sind geschockt. An der Börse bricht die Aktie um über 12 Prozent ein.

Wegen schwacher Geschäfte in den Kernmärkten Europa und Nordamerika hat die Lufthansa ihre Gewinnziele dramatisch zusammengestrichen. Für dieses und das kommende Jahr wurden die Prognosen in einer Pflichtmitteilung an die Börse vom Mittwoch deutlich um bis zu einem Drittel zurückgenommen. Der Aktienkurs der größten Fluggesellschaft Europas stürzte daraufhin ab und lag am Vormittag mehr als 12 Prozent unter dem Vortag.

Der Gewinnwarnung zufolge soll der operative Gewinn im Geschäftsjahr 2014 nur noch rund 1 Milliarde Euro betragen. Bislang waren 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro angekündigt worden. Für 2015 geht der Vorstand "bei stabilen Rahmenbedingungen" noch von 2 Milliarden Euro aus, obwohl mit dem Ende des Sparprogramms "Score" bislang 2,65 Milliarden angepeilt worden waren.

Kein Risiko eingehen

Für die schwachen Zahlen musste Finanzchefin Simone Menne geradestehen, während der im Mai angetretene neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr weiterhin daran festhält, seine strategischen Planungen im Juli vorzustellen. Die nun revidierten Ziele stammten noch von seinem Ende April ausgeschiedenen Vorgänger Christoph Franz. Spohr habe die Ziele nun so gesteckt, dass er damit kein Risiko eingehe, meinte Analyst Jürgen Pieper von der Privatbank Metzler.

Es handele sich um eine strukturelle Krise und nicht um kurzfristige Entwicklungen, sagte Menne. Die Überkapazitäten vor allem auf den Nordatlantikverbindungen führten zu einem deutlichen Preisverfall vor allem im bislang lukrativen Segment der spät buchenden Geschäftskunden, die nunmehr eine weit größere Auswahl vorfänden.

Tochter Germanwings weiter oben auf

Der Verkehr über die Drehkreuze sei weit stärker betroffen als die Tochter Germanwings, die weiterhin auf Kurs sei, die Gewinnzone in diesem Jahr zu erreichen. In Europa leide man unter den zunehmenden Direktverkehren auch der Billigflieger, während auf der Langstrecke vor allem die Fluggesellschaften vom arabischen Golf Kapazitäten in den Markt drückten.

Die Erlöse seien sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft hinter den Erwartungen zurückgeblieben, sagte Menne. Für Europa nannte sie einen Erlösrückgang von 1,0 bis 1,5 Prozent. Auch die schwachen Vorausbuchungen hätten den Vorstand zur Rücknahme der Ziele veranlasst. Weitere Kostenbelastungen von jeweils 60 Millionen Euro seien durch den Pilotenstreik im April und durch Wertberichtigungen auf Forderungen in Venezuela hinzugekommen. Auf der Kostenseite würden die Ziele des Sparprogramms sämtlich erreicht.

Flugzeugbestellungen werden geprüft

Lufthansa werde ihr Flugangebot im kommenden Winterflugplan "spürbar reduzieren", kündigte Menne an. Möglicherweise werde dies auch im kommenden Jahr fortgesetzt. Deswegen würden auch sämtliche Flugzeugbestellungen unter die Lupe genommen, ob sie verschoben oder gar abgesagt werden müssten. Dies betreffe sämtliche Order bei den Herstellern Boeing und Airbus.

Keine Fortschritte konnte Menne von den Verhandlungen mit den Piloten über deren Übergangsrenten vermelden. Man sei mit Hilfe eines Moderators in konstruktiven Verhandlungen.

DPA
awö/DPA