Hintergrund So funktioniert der Emissionshandel

Seit Anfang Januar ist der Ausstoß von Kohlendioxid gesetzlich geregelt. Für Unternehmen, die noch Dreckschleudern wie alte Kohlekraftwerke betreiben, kann das teuer werden.

Es wird wärmer auf der Erde, in den letzten 100 Jahren um 0,6 Grad. Deshalb haben die Industrieländer 1997 im so genannten Kyoto-Protokoll beschlossen, den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid nachhaltig zu senken. Als Ausgangspunkt für die Reduktion dienen die Emissionen von 1990. Deutschland will bis zum Jahr 2012 davon 21 Prozent einsparen. 19 Prozent sind bereits erledigt - vor allem weil die ostdeutsche Wirtschaft zusammengebrochen ist. Ab 2005 müssen die rund 2400 größten Betriebe der Industrie und Energiewirtschaft - darunter Kohlekraftwerke, Zementfabriken, Stahlwerke oder Raffinerien - Berechtigungsscheine besitzen, um Kohlendioxid freisetzen zu dürfen.

In den vergangenen Monaten haben die Firmen solche kostenlose Zertifikate beim Umweltbundesamt (UBA) beantragt - und einen Stau ausgelöst. Mit zweimonatiger Verspätung wird das UBA erst in den nächsten Tagen die begehrte Ware zuteilen. Fest steht: Mehr als 503 Millionen Tonnen Kohlendioxid respektive Papiere pro Jahr bewilligen die Berliner nicht. Jede Firma versucht, sicherheitshalber so viele Klimascheine wie möglich zu erhaschen. Summieren sich die beantragten Freibriefe auf mehr als 503 Millionen, werden alle Zuteilungen anteilig gekürzt.

Wer am Jahresende Zertifikate übrig hat, darf sie veräußern. Wer mehr benötigt als er bekommen hat, muss bei anderen Firmen zukaufen - oder für jede unrechtmäßig emittierte Tonne 40 Euro Strafe zahlen. Derzeit - noch vor Handelsbeginn - werden die Papiere mit rund neun Euro pro Stück gehandelt. Alternativ dürfen die Unternehmen in Klima schonende Projekte im Ausland investieren, um den Mehrverbrauch in der Heimat auszugleichen.

Das Emissionshandelsgesetz hat eine Klagewelle ausgelöst. So fühlt sich der Stromversorger EnBW benachteiligt, weil er derzeit vor allem das Kohlendioxid-freie Auslaufmodell Kernkraftwerk betreibt. Für KKW gibt es kaum Zertifikate. Folge: EnBW stünde blank da, müsste Millionen in den Nachkauf investieren, wenn es nach dem Atomausstieg etwa auf Kohlekraft umschwenken wollte.

Rolf-Herbert Peters