IMPORT Kakao-Qualität sinkt

Importeuere sorgen sich, dass der empfindliche Rohkakao nicht mehr ordnungsgemäß fermentiert und getrocknet wird - die Preise bleiben aber stabil.

Die Kakao-Importeure in Deutschland sind besorgt über das niedrige Preisniveau am Weltmarkt. Zwar ist die Versorgung der europäischen Schokoladen- und Süßwarenindustrie mit preisgünstigen Rohstoffen sichergestellt, doch nimmt die Qualität der Ware aus der Elfenbeinküste ab, teilte der Verein der am Rohkakaohandel beteiligten Firmen e.V. in Hamburg mit. »Kakao ist eine sehr empfindliche Frucht, die sorgfältig behandelt werden muss«, sagte der Vorsitzende des Vereins, Andreas Christiansen.

Afrika dominiert Anbau

In der Elfenbeinküste, dem bei weitem wichtigsten Lieferanten für Rohkakao, werde der Kakao nicht mehr ordnungsgemäß fermentiert und getrocknet. Auch der Industrie bereite es zunehmend Schwierigkeiten, sich auf die abnehmende Qualität einzustellen, erklärte der Vereinschef.

Vietnam möglicher Ersatzmarkt

Die Elfenbeinküste lieferte allein mehr als 180.000 der gut 250.000 Tonnen Rohkakao, die im vergangen Jahr nach Deutschland importiert wurden, das sind fast drei viertel. Weitere bedeutende Mengen stammen aus Ghana und Nigeria, so dass diese drei westafrikanischen Staaten mehr als 85 Prozent zur Versorgung des Marktes beitragen. »Das ist natürlich schon klimatisch ein Risiko«, sagte Christiansen. Es gibt jedoch kaum Anbieter auf dem Weltmarkt, die in Preis, Qualität und Menge die westafrikanischen Staaten ersetzen könnten. »Vietnam traue ich eine größere Rolle zu, aber das muss sich erst entwickeln«, erklärte der Kakao-Experte.

Verknappung hat sich beruhigt

Eine Verknappung zu Beginn des Jahres führte zu heftigen Preissteigerungen, doch mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. Mit einem Preis von rund 700 Pfund (2.230 DM/1.140 Euro) je Tonne ist der Kakaopreis im mittelfristigen Vergleich als mittel bis niedrig einzuschätzen. Auf der Nachfrageseite ist die Schokoladenindustrie zufrieden: Der Markt für Schokolade und Süßigkeiten wächst kontinuierlich um zwei bis drei Prozent und der Export läuft gut. »Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich; das Mittagessen wird schon mal durch einen Müsli-Riegel ersetzt«, sagte Christiansen. So kann die Branche auch in einem reifen Markt noch wachsen. Die Süßwarenindustrie, der Abnehmer des Rohkakaos und der Halbfertigprodukte Kakaobutter und Kakaomasse, hat mit neuen Produkten auf den Preisdruck des Handels reagiert.

Deutschland ist das größte Herstellerland für Schokoladenwaren in der EU und produzierte im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Tonnen Schokolade und Halbfertigprodukte im Wert von 8,2 Milliarden DM.