Jodie Fisher Die Frau, über die Mark Hurds Karriere stolperte

HP-Mitarbeiterin Jodie Fisher hat sich betrübt gezeigt, dass der Konzernchef wegen seiner Verbindungen zu ihr das Unternehmen verlassen musste.

Nach dem überraschenden Rückzug des Konzernchefs von Hewlett-Packard hat sich erstmals die Frau zu Wort gemeldet, die den Stein mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung ins Rollen gebracht hat. "Ich war überrascht und betrübt, dass Mark Hurd wegen dieser Sache seinen Job verloren hat", ließ die Frau am Sonntag unter Nennung ihres vollen Namens über ihre Anwältin erklären. "Das war niemals meine Absicht."

Die 50-Jährige Jodie Fisher hat nach eigenen Angaben bei Veranstaltungen für HP-Großkunden und Konferenzen des Spitzenmanagements für den weltgrößten Computerkonzern gearbeitet. Die Veranstaltungen hätten im In- und Ausland stattgefunden. "Ich habe diese Konferenzen mit vorbereitet, viel Energie hineingesteckt und diese Arbeit für HP genossen", erklärte die Frau.

Der Vertrag lief nach Unternehmensangaben von Ende 2007 bis Ende 2009. Ende Juni 2010 wandte sich die Beraterin mit dem Vorwurf, von Hurd sexuell belästigt worden zu sein, an das Direktorium des Konzerns. Bei einer internen Überprüfung kam das Unternehmen zu dem Ergebnis, dass dieser Vorwurf dem Top-Manager nicht zu machen sei. Es wurden in der Bezahlung der Frau jedoch Unregelmäßigkeiten gefunden, die Hurd schließlich am Freitag zum Rücktritt veranlassten.

Die Frau erklärte, sie habe keine Affäre mit dem Konzernchef gehabt und habe sich außergerichtlich mit ihm geeinigt. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht. Die 50-Jährige hat als Immobilienmaklerin und Vertriebsagentin gearbeitet. In den 90er Jahren trat sie nach Informationen eines Branchendienstes in Filmen auf. Der zweifache Familienvater Hurd gehörte in den vergangenen Jahren zu den am meisten bewunderten Konzernchefs und hat während seiner fünfjährigen Amtszeit das Unternehmen mit seinen mehr als 300.000 Mitarbeitern neu ausgerichtet. Der Börsenwert des Konzerns verdoppelte sich in der Zeit nahezu. Der Rücktritt wirkte auf die Investoren dann auch wie ein Schock: Die Aktie ging am Freitag nachbörslich zunächst auf Sinkflug, schien sich am Montag aber wieder zu fangen.

Der auch in Deutschland stark verankerte Konzern richtete den Blick nach vorn. Die Reaktionen der Investoren auf den Umgang mit der Affäre und den Rücktritt Hurds seien "extrem ermutigend" gewesen, erklärte Cathie Lesjak, die den Chefposten vorübergehend übernommen hat, am Sonntag in einer Telefonkonferenz. Es war das erste Mal, dass sich HP zu den Ereignissen zu Wort meldete.

Nun drückt der Konzern bei der Suche nach einem Nachfolger aufs Tempo. Hurd werde so schnell wie möglich ersetzt, sagte Lesjak. Sie selbst hat sich als künftige Chefin ausgeschlossen. Der Konzern lässt bislang offen, ob wie mit Hurd und dessen Vorgängerin Carly Fiorina erneut jemand von außen geholt oder die Spitzenposition intern besetzt wird.

Reuters
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