Kommentar Die Aufholjagd des Verlierers Microsoft

Von Martin Ottomeier
Geld verdient man im Internet mit Werbung - vor allem mit Anzeigen neben Suchergebnissen, wie Google zeigt. Um im Web künftig eine wichtige Rolle zu spielen, muss Microsoft mehr tun, als Firmen für zweistellige Milliardensummen zu schlucken.

An der Vormachtstellung von Google haben auch die verschiedenen Initiativen von Microsoft und Yahoo in den vergangenen Jahren nichts geändert. Selbst Microsofts Neuausrichtung der Internet-Aktivitäten mit Live.com hat bislang nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht.

Sowohl Yahoo als auch Microsoft haben es in der Vergangenheit alleine nicht geschafft. Nun will der weltgrößte Softwarekonzern seine finanzielle Stärke bündeln mit der wichtigen Rolle, die Yahoo als Nummer zwei hinter Google einnimmt. Das eröffnet Microsoft die Chance, ein echtes Gegengewicht zu Google zu bilden. Allerdings reicht das alleine nicht aus.

Um im Internet künftig eine wichtige Rolle zu spielen, muss Microsoft mehr machen, als Milliardenübernahmen. Schließlich hat Microsoft in der Vergangenheit bereits für rund 6 Mrd. $ den Online-Werber Aquantive gekauft und sich für 240 Mio. $ knapp 1,6 Prozent an dem Online-Netzwerk Facebook beteiligt. Was das neue Unternehmen braucht, ist eine klare Innovationsstrategie. Anders wird die Macht von Google durch die Allianz der Verlierer nicht gebrochen werden können.

Kaum noch Unterschiede

Doch ein Blick auf Google, Live.com und Yahoo zeigt auch: Die Angebote werden immer ähnlicher. Die großen Internet-Portale unterscheiden sich kaum. Eine Suchleiste, wie sie Google etabliert hat, steht immer zentral zur Verfügung. Setzt ein Anbieter - so wie es Yahoo tut - auch auf Inhalte, so sind aktuelle Nachrichten, Kaufofferten und Links zu Services wie Online-E-Mail prominent auf der Einstiegsseite vertreten.

Daher ist eine solche Übernahme auch eine große Chance: Microsoft sieht großes Sparpotenzial. Viele Ressourcen könnten gemeinsam genutzt werden. So kann sich die Übernahme für Microsoft auch rechnen, wenn es nicht gelingt, Google vom Thron zu stoßen.

FTD