Konjunktur in Deutschland Wachstum verliert an Tempo

Die Kauflaune der Bürger und steigende Exporte haben der heimischen Wirtschaft im zweiten Quartal ein Mini-Wachstum beschert. Deutschland steht damit im Vergleich zu anderen Euroländern gut da.

Die deutsche Wirtschaft verliert in der Euro-Schuldenkrise an Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Das Wachstum fiel damit zwar etwas stärker aus als von Ökonomen erwartet. Sie hatten mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Zu Jahresbeginn hatte die Wirtschaft allerdings noch um 0,5 Prozent zugelegt.

Positive Impulse kamen im zweiten Quartal vom Außenhandel und vom Konsum. Nach vorläufigen Berechnungen stiegen die Exporte stärker als die Importe. Der Binnenkonsum lag über dem Niveau des Vorquartals. Der Rückgang der Investitionen konnte so kompensiert werden.

Wirtschaft in Eurozone schrumpft um 0,2 Prozent

Im Vergleich zum zweiten Quartal 2011 legte das BIP in Deutschland preisbereinigt um 0,5 Prozent zu. Allerdings gab es in diesem Jahr einen Arbeitstag weniger. Kalenderbereinigt lag der Zuwachs bei 1,0 Prozent.

Verglichen mit anderen Euro-Länder steht Deutschland damit gut da. In Italien brach das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent ein, in Belgien um 0,6 Prozent und in Spanien um 0,4 Prozent. Frankreichs Wirtschaft stagnierte. Für die gesamte Euro-Zone wird ein Minus von 0,2 Prozent erwartet.

Im Sommer könnte aber auch Europas größte Volkswirtschaft nach Prognose von Ökonomen schrumpfen. Exporte, Produktion und Industrieaufträge waren zuletzt gesunken. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Konjunkturbarometer liegt auf dem niedrigsten Niveau seit März 2010. Auch die Bundesregierung befürchtet einen Rückschlag angesichts der Dauerkrise in Europa. "Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben erst einmal verhalten und sind mit erheblichen Risiken behaftet", warnte das Wirtschaftsministerium jüngst: "Vor allem die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euroraums wirkt erneut belastend, schürt Verunsicherung und führt zu Zurückhaltung in der Wirtschaft." Zudem bleibe die Weltwirtschaft fragil.

DPA · Reuters
kng/fro/DPA/Reuters