KONJUNKTUR Kein Grund zur Euphorie am Bau

Die deutsche Bauwirtschaft wird nach Schätzungen des Ifo-Instituts noch im laufenden Jahr ihren Tiefpunkt erreichen, langfristig aber nur mäßig wachsen.

Die Nachfrage am Bau werde in den kommenden zehn Jahren »keinen Grund zur Euphorie« geben, schreiben die Münchener Wirtschaftsforscher vom ifo-Institut in einer aktuellen Studie. Im Schnitt wird das jährliche Wachstum unter einem Prozent liegen. Ab 2003 ist aber vorübergehend mit Anstiegen um bis zu zwei Prozent pro Jahr zu rechnen. 2006 wird mit 400.000 Wohneinheiten ein Höhepunkt erreicht, danach dürfte die Wohnungsproduktion wieder leicht sinken. Insgesamt geht das Ifo-Institut davon aus, dass die Erholung am Bau in den kommenden Jahren im Osten verhaltener verlaufen wird als im Westen.

2002 Talsohle durchschritten

Nach einem Rückgang im laufenden Jahr auf rund 274.000 neu errichtete Wohnungen werde sich die Nachfrage wieder beleben, prognostizieren die Wirtschaftswissenschaftler. Insgesamt würden die Fertigstellungen aber mit durchschnittlich 330.000 neuen Wohnungen pro Jahr klar hinter dem Spitzenwert des Jahres 1997 von etwa 500.000 zurück bleiben. Grund hierfür ist unter anderem, dass mittel- und langfristig allenfalls mit mäßigen Einkommenszuwächsen in der Bevölkerung sowie bestenfalls bescheidenen staatlichen Fördermaßnahmen zu rechnen ist.

Osten hinkt hinterher

Die Entwicklung im Wirtschaftsbau wird dem Ifo-Institut zufolge bis 2011 zumindest in Westdeutschland »nicht ungünstig« verlaufen. In Ostdeutschland ist hingegen auch bis Ende des Jahrzehnts nicht mit einem nennenswerten Anstieg der gewerblichen Baunachfrage zu rechnen.

Inflation bei 1,5 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland wird 2002 nach Berechnungen des Ifo-Instituts mit durchschnittlich etwa 1,5 Prozent klar unter dem mittelfristigen Höchstwert der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben. Nachdem im Januar mit 2,1 Prozent Preissteigerung ein Höchststand erreicht wurde, erwarten die Forscher bis zum Sommer mit bis auf ein Prozent herab sinkenden Raten. Grund hierfür ist unter anderem die schwache Nachfrage der Verbraucher, die kaum Spielräume für Preiserhöhungen bietet. Zudem wird voraussichtlich auch der Euro allmählich fester notieren, was sich dämpfend auf die Einfuhrpreise auswirkt. Für das zweite Halbjahr 2002 rechnet das Ifo-Institut damit, dass die Inflationsrate um die Marke von 1,5 Prozent pendelt.

Ölpreis muss aber niedrig bleiben

Voraussetzung für die erwartete Entwicklung ist nach Angaben der Wirtschaftsforscher aber, dass die Ölpreise weiter auf moderatem Niveau verharren und die Tariflöhne nicht wesentlich stärker als in den vergangenen Jahren steigen.