Kampf der Lebensmittelhändler Fiese Werbung – Lidl greift Edeka mit Preis-Kampagne an

Lidl-Werbung gegen den "Edeka Preis"
Lidl-Werbung gegen den "Edeka Preis"
© Lidl
Discounter Lidl setzt in seiner aktuellen Werbekampagne einen direkten Tiefschlag gegen Konkurrent Edeka. Der Fall zeigt, mit welchen Bandagen die Lebensmittelhändler gegen die Angst der Kunden vor teureren Nahrungsmitteln kämpfen.

Die Lebensmittelpreise sind im vergangenen Jahr stark gestiegen. Viele Kunden schauen daher ganz genau auf die Preise. Und Supermärkte und Discounter bemühen sich umso härter darum, als besonders günstig dazustehen. Lidl geht dabei zum Jahresanfang in die Vollen: In einer aktuellen Kampagne wirbt der Discounter nicht nur für die eigenen Preise, sondern schießt auch gegen Wettbewerber Edeka scharf.

"Spare nicht an der Qualität. Sondern am Preis", heißt es in einem am Dienstag auf der Lidl-Facebookseite veröffentlichten Werbemotiv. Dazu ist eine Einkaufstüte mit Obst und Gemüse abgebildet, deren Inhalt bei Lidl 11,03 Euro kosten soll. Daneben steht eine zweite identische Tüte mit dem "Edeka Preis" von 15,85 Euro. Wer sein Obst und Gemüse bei Lidl statt bei Edeka einkauft, spare 4,82 Euro oder 30 Prozent, so die Message der Anzeige. 

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Facebook integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Lidl an der Fairness-Grenze

So richtig fair ist der Preis-Vergleich nicht. So liegt dem generalisierten Vergleich der Einkauf bei nur einer einzigen Edeka-Filiale zugrunde. "Der Warenkorbvergleich beruht auf einem Einkauf von hier exemplarisch dargestellter Waren am 28.12.2022 in der Edeka Sommer Filiale Tullastr. 4, 75031 Eppingen sowie bei Lidl Deutschland", schreibt Lidl. Zudem hat Lidl auch den Warenkorb selbst ausgewählt: Im Vergleich enthalten sind Himbeeren, Kiwi, Lauchzwiebeln, Paprika, Radieschen, Trauben und Zucchini. Zwei Euro Preisunterschied entfallen allein auf die Paprika, was zeigt, wie sehr einzelne Produkte den Gesamtvergleich bestimmen können.

Zwar ist vergleichende Werbung, bei der offensiv gegen namentlich genannte Wettbewerber geschossen wird, nicht neu im hart umkämpften deutschen Lebensmittelhandel. So hatte etwa Lidl in einer aggressiven Plakatkampagne 2019 Aldi, Rewe, Edeka und Penny als teurer bezeichnet. Als Beleg wurde aber damals – wie auch bei ähnlichen Kampagnen – ein konkretes Markenprodukt herangezogen, dessen Preis sich tatsächlich objektiv vergleichen lässt. Dagegen wirkt der aktuelle Gemüsetütenvergleich eher willkürlich.  

Supermärkte und Discounter im Preiskampf

Der direkte Lidl-Angriff auf den Konkurrenten ist wohl auch als Reaktion darauf zu verstehen, dass Edeka sich zuletzt selbst als besonders preisgünstig zu vermarkten versuchte. So warb Edeka im vergangenen Jahr offensiv mit dem Spruch "In jedem Edeka steckt ein Discounter" und stellte dabei die günstigen Eigenmarken in den Fokus. Und auch die Kampagne "Neues Jahr, neues Spar’n" zum Anfang dieses Jahres zielt auf die besonders preisbewusste Kundschaft, die Lidl eigentlich als seine Klientel betrachtet.

Man darf wohl davon ausgehen, dass der Preiskampf weiter hart geführt werden wird. Denn während die Kunden nach günstigen Preisen im Regal suchen, drängen die Hersteller der Lebensmittel auf höhere Preise, weil ihre Produktionskosten steigen. Das drückt selbst auf die Margen der so mächtigen Lebensmittelhändler, wie Rewe-Chef Lionel Souque zugibt. "Die Supermärkte werden deutlich weniger Gewinn machen als in den beiden vergangenen Jahren", sagte Souque der DPA. Besonders zurückhaltend agierten die Kunden zuletzt bei den höherpreisigen Bio-Lebensmitteln. Die Bio-Kette Basic und das Reformhaus Bacher mussten 2022 gar ein Schutzschirmverfahren beziehungsweise Insolvenz anmelden. 

Nahrungsmittel sind neben Energie seit Monaten der zweite große Treiber der Inflation. Im Dezember 2022 waren Nahrungsmittel laut Statistischem Bundesamt 20,7 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Auch im November und Oktober lag die Teuerung bei Nahrungsmitteln schon bei über 20 Prozent. Allerdings gelten die Lebensmittelpreise in Deutschland traditionell als vergleichsweise niedrig.