Banken tun sich nach Einschätzung der Stiftung Warentest nach wie vor schwer mit der Verbraucherfreundlichkeit. "Eine stärkere Serviceorientierung ist in der Wirtschaft deutlich zu spüren. Aber bei den Banken ist sie völlig unterentwickelt", sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus der "Südwest Presse".
Ab 2013 können die Tester verstärkt Finanzdienstleistungen unter die Lupe nehmen. Dafür erhält die Stiftung 1,5 Millionen Euro zusätzlich vom Bundesverbraucherministerium. Derzeit erhält die Stiftung 3,5 Millionen Euro im Jahr. Dies soll ein Ausgleich dafür sein, dass ihre "Test"- und "Finanztest"-Publikationen auf Werbeanzeigen verzichten.
Unter anderem will sie sich künftig verstärkt die Beratungsinformationen anschauen. Zudem wollen die Tester demnach nicht nur die Bank-Angebote für Neukunden unter die Lupe nehmen, sondern auch für die Bestandskunden. "Die Nachhaltigkeit von Geldanlagen und ethisch-ökologische Anlageformen sind weitere Schwerpunkte, die methodisch sehr anspruchsvoll sind", so Primus. Längerfristig soll ein System entwickelt werden, um einzelne Formen der Geldanlage vergleichbar zu machen, wobei die Tester auch die Sicherheit berücksichtigen wollen. "Angesichts des sehr unterschiedlichen Angebots ist das eine schwierige Aufgabe", sagte der Stiftungsvorstand.
Schäuble: Gabriel wird "der Komplexität nicht gerecht"
Derweil hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Banken verteidigt und dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel wegen dessen Bankenschelte vom Wochenende "billigen Populismus" vorgeworfen. Gabriel werde "der Komplexität des Themas nicht gerecht, vor allem, wenn man die laxe Bankenregulierung der Vergangenheit unter SPD-Verantwortung bedenkt", sagte Schäuble der "Bild"-Zeitung. Es könne keine Rede davon sein, dass das Bankenwesen in Deutschland außer Kontrolle geraten sei. Schäuble räumte allerdings ein, dass es "Exzesse und Fehlverhalten" gegeben habe. "Dagegen sind wir vorgegangen."
In einem am Wochenende bekannt gewordenen Thesenpapier wirft Gabriel den Banken vor, Staaten zu erpressen, die Politik zu diktieren, Beihilfe zur Steuerhinterziehung zu leisten, unanständige Gehälter zu zahlen, riskant mit dem Geld von Sparern zu spekulieren und Kunden abzuzocken. Sie müssten daher schärfer reguliert werden.
Die Linkspartei will Gabriel beim Wort nehmen und die SPD für ein gemeinsames Vorgehen gegen Banken gewinnen. "Wir werden die Nagelprobe machen, ob es der SPD mit der Zähmung der Banken ernst ist", sagte der Linke-Vorsitzende Bernd Riexinger den Zeitungen der "WAZ"-Mediengruppe. Eine Obergrenze für Dispozinsen bei den Sparkassen, bei denen die Politik Einfluss habe, könne ein Anfang sein. Die Linke werde bundesweit entsprechende Initiativen starten und warte gespannt, ob sich die SPD anschließe. Riexinger warf der SPD zugleich "politische Schizophrenie" vor, weil sie auf die Banken schimpfe und zugleich Milliardenhilfen zugunsten der Banken mittrage.
Man müsse sein Konto ja nicht überziehen
Finanzminister Schäuble sprach sich in der "Bild"-Zeitung gegen eine gesetzliche Begrenzung von Dispo-Zinsen aus. "Wir brauchen mehr Transparenz bei den Anbietern und mehr Eigenverantwortung der Verbraucher." Es stehe "nirgendwo geschrieben, dass man sein Konto überziehen muss". Es sei gut, dass sich Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) jetzt auch um dieses Thema kümmere.
Aus seiner eigenen Partei erhielt Gabriel Zustimmung zu seinem Thesenpapier. "Es ist eine prägnante Zusammenfassung, die die Enttäuschung vieler an der Finanzindustrie ausdrückt", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß dem "Handelsblatt". Es sei die Aufgabe des SPD-Vorsitzenden, "Positionslichter für die Partei zu setzen".
Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, sagte der Zeitung, Gabriels Thesenpapier zeige den notwendigen Handlungs- und Umsteuerungsbedarf auf. Gesellschaft und Staat müssten die "hemmungslose Selbstbedienungsmentalität einiger bekämpfen". Es gehe allerdings nicht um Wahlkampf gegen Banken, "es geht hier darum, Fehlentwicklungen zu korrigieren".