Möbelriese Mini-Ikea in Berlin: Was hinter dem neuen Konzept steckt

Ikea
Das neue Ikea-Planungsstudio in Berlin-Pankow
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Ikea versucht es in Deutschland mit einem neuen Konzept. In Berlin hat der Konzern eine Filiale eröffnet, die nur einen Bruchteil der üblichen Fläche misst. Weitere Mini-Ikeas sollen bald folgen.

Möbelriese Ikea macht sich ganz klein – zumindest räumlich. Nur 500 Quadratmeter ist die neue Filiale in Berlin-Pankow groß. Für Ikea-Verhältnisse ist das geradezu winzig. Sonst haben die Möbelhäuser der Schweden locker über 20.000 oder sogar 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Doch bei dem Berliner Laden, der in dieser Woche seine Türen öffnete, handelt es sich eben nicht um einen klassischen Ikea, bei dem allein das Ablaufen des Rundkurses Stunden in Anspruch nimmt. Sondern um ein ganz neues Konzept.

"Planungsstudio" nennt der Konzern das Miniaturformat, das bereits im Ausland erprobt ist, und nun auch in deutschen Städten ausgerollt wird. Statt den Kunden mit einem Einkaufswagen auf die lange Reise zu schicken – auf dass er neben dem benötigten Regal auch noch Teelichter und Topfpflanzen einpackt und sich zwischendurch an Köttbullar verköstigt – liegt der Fokus hier auf den großen teuren Dingen, die man nicht nebenbei einpackt, sondern für die es eben ein bisschen mehr Planung braucht.

Küchen, Schlafzimmerschränke und andere Modularsysteme können angeschaut und dann mit Hilfe von Beratern individuell zusammengestellt werden. Das geht zwar auch im normalen Ikea, aber im allgemeinen Gewusel dort einen Mitarbeiter zu finden, der einen ausführlich berät, ist nicht immer leicht. Im Planungsstudio können Kunden daher vorab einen Termin vereinbaren, sodass auch wirklich Zeit für Beratung ist.

Neue Strategie für Deutschland

Das Ikea-Studio in Berlin ist nicht nur ein Testballon, sondern Ausdruck einer komplett neuen Strategie. Die 54 bestehenden Ikea-Möbelhäuser in Deutschland will der Konzern zwar erhalten, aber keine weiteren mehr in diesem Stil eröffnen. Das XXL-Warenhaus erscheint schließlich aktuell nicht gerade als das ganz große Zukunftsmodell. Der Onlinehandel wird auch im Bereich Möbel und Wohnen immer wichtiger. Daher investiert der Konzern lieber in kleinere Flächen, in denen nicht mehr das gesamte Sortiment angeboten wird.

In Kopenhagen oder Paris gibt es bereits Ikea-Planungsstudios. Nun will Ikea mit dem neuen Konzept auch in Deutschland neue Kundenschichten gewinnen. Die Zielgruppe sind Großstädter, die vielleicht gar kein Auto haben, und für die der Tagesausflug ins Möbelhaus am Stadtrand kein attraktives Einkaufserlebnis darstellt. Im Gegensatz zu den klassischen Ikea-Häusern werden die Mini-Ikeas daher auch nicht an den üblichen Autobahnabfahrten in der Peripherie, sondern in Innenstadtlagen entstehen.

Schon Ende Oktober eröffnet in Potsdam das zweite Ikea-Planungsstudio, es wird mit 1600 Quadratmetern etwas größer sein als das in Berlin. Bis Ende nächsten Jahres sollen weitere folgen. Allein in Berlin sieht die Möbelkette Potenzial für weitere drei bis fünf Planungsstudios. Zudem soll in der Hauptstadt in prominenter Lage ein "XS-Store" entstehen, der auf 8000 bis 10.000 Quadratmetern nahezu das gesamte Sortiment zeigt, aber weder über Warenlager noch die berühmte Selbstbedienungshalle verfügt. Also eine Art Mittelding zwischen Mini- und Normal-Ikea.