Nokia Auf nach Transsilvanien

Nokia sucht nach einem guten Weg aus dem PR-Debakel um die Schließung des Bochumer Werks. Nach der Entschuldigung aus Helsinki soll den Mitarbeitern jetzt angeblich angeboten werden, mit nach Rumänien zu kommen. Arbeitnehmervertreter sind empört.

Erst hat sich der finnische Handy-Konzern Nokia für seine Entscheidung, das Bochumer Werk zu schließen, entschuldigt. Jetzt soll den betroffenen Mitarbeitern angeblich angeboten werden, mit ins transsilvanische Jucu zu kommen, um dort für Nokia zu arbeiten. Zumindest berichtet dies die "Rheinische Post" unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise.

Ob das Angebot wirklich gemacht wird, ist unklar. Nokia war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Bei der IG Metall hält man die Geschichte für "Quatsch". Im Unternehmen selbst sind Arbeitnehmer-Vertreter überrascht. "Wenn es das Angebot wirklich gibt, ist es nur der Versucht den Schwarzen Peter den Mitarbeitern zuzuschieben", heißt es. "Wer will schon nach Rumänien?"

Nokia entschuldigt sich

Am Donnerstag hatte sich Nokia-Chef in Helsinki für die Entscheidung zur geplanten Werksschließung ausdrücklich entschuldigt. "Ich will mich dafür entschuldigen, dass wir dazu kommen mussten, eine so schmerzliche Entscheidung zu treffen. Sie basiert aber auf soliden Argumenten."

Kallasvuo kündigte baldige Gespräche mit der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen an, um "innovative Lösungen für die Region Bochum zu finden". Nokia wolle zeigen, dass das Unternehmen ein "verantwortungsbewusster Teil der Gesellschaft" sei. Er verteidigte die Entscheidung zur Streichung der 2300 Arbeitsplätze mit zu hohen Kosten.

Milliardengewinn gemacht

Zuvor hatte das Unternehmen einen hohen Milliardengewinn für das vergangene Jahr ausgewiesen. Mittlerweile stammen 40 Prozent aller weltweit verkauften Handys von Nokia. Der Marktführer setzte zwischen Oktober und Dezember 133,5 Millionen Mobiltelefone ab, mehr als seine drei größten Rivalen Samsung, Motorola und Sony Ericsson zusammen. Der durchschnittliche Handy-Verkaufspreis stieg um einen Euro auf 83 Euro.

Die Mitarbeiter in Bochum fühlen sich durch die Vorlage der Zahlen bestärkt: Alle Argumente sprächen gegen eine Schließung des Werks, kritisierten Betriebsrat und IG Metall am Donnerstag vor dem Werkstor. Die Arbeitnehmervertreter hatten hier zu einer "alternativen Bilanzpressekonferenz" eingeladen.

"Das ist und bleibt eine Riesensauerei", sagte Betriebsratschefin Gisela Achenbach zu den Schließungsplänen. "Wir haben wesentlich dazu beigetragen, dass dieses exzellente Ergebnis im Konzern zu Stande kam", sagte sie. "Wir haben hier eine Rendite von 15 Prozent erwirtschaftet", sagte Ulrike Kleinebrahm, Bevollmächtigte der IG Metall Bochum. "Der Standort ist wettbewerbsfähig." Nokia solle die Zahlen auf den Tisch legen, die den angeblichen Standortnachteil belegten.

DPA
msg/dpa