Der neue Telefonnetzwerk-Anbieter Nokia Siemens Networks (NSN) will bis 2010 mehr Arbeitsplätze in Deutschland abbauen als bislang bekannt. In Deutschland berate NSN mit Arbeitnehmervertretern über einen geplanten Personalabbau von bis zu 2900 seiner insgesamt 13.000 Stellen, teilteNokia-Siemens-Networks-Chef Simon Beresford-Wylie am Freitag im finnischen Espoo mit. Weltweit sollen 15 Prozent oder rund 9000 der insgesamt 60.000 Stellen wegfallen. Der Arbeitsplatzabbau sei Teil angestrebter Kosteneinsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro.
Wettbewerbsfähigkeit als Grund genannt
"Mir ist bewusst, dass die heute angekündigten Maßnahmen zum Personalabbau für die Betroffenen schwerwiegend sind", sagte Firmenchef Beresford-Wylie. Die Einschnitte seien jedoch notwendig, um das Gemeinschaftsunternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Es gelte "ein erfolgreiches Unternehmen zu gestalten, das den Mitarbeitern langfristig Zukunftschancen eröffnet, den Aktionären angemessene Erträge und den Kunden wettbewerbsfähige Produkte, Dienstleistungen und Lösungen zu attraktiven Kosten bietet", betonte der Manager.
Von dem Arbeitsplatzabbau sind die deutschen Standorte besonders hart betroffen: Hier sollen innerhalb der kommenden drei Jahre 2.800 bis 2.900 der inländischen 13.000 Arbeitsplätze wegfallen. In Finnland sollen zunächst 700 und bis Ende 2010 nochmals zwischen 800 und 1.000 der derzeit 10.000 Stellen abgebaut werden. "Wir werden diejenigen, die Nokia Siemens Networks verlassen, mit Fairness und Respekt behandeln", sicherte Personalchef Bosco Novak zu. Das Unternehmen sei um einen konstruktiven Dialog mit den Arbeitnehmervertretern bemüht und wolle bei den Mitarbeitern "so rasch wie möglich für größtmögliche Klarheit sorgen".
Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2009
Ein Sprecher von Nokia Siemens Networks Deutschland sagte, derzeit sei noch unklar, welche Standorte von dem Stellenabbau im Inland betroffen sind. Dies werde die Geschäftsleitung voraussichtlich Mitte Mai den Arbeitnehmervertretern mitteilen. Allerdings gelte weiterhin eine noch aus Siemens-Zeiten mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung, bis 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Der größte deutsche Standort ist München.
Unternehmenschef Beresford-Wylie verwies darauf, dass der Personalabbau in der Bandbreite dessen liege, was Nokia und Siemens im Juni vergangenen Jahres er Vereinbarung ihrer Partnerschaft angekündigt hätten. Ein Teil der wegfallenden Jobs soll an bisherige Partnerunternehmen verlagert werden.
Ausgliederung von Skandalen und BenQ-Pleite überschattet
Die Siemens Netzwerksparte zählte einst rund 60.000 Mitarbeiter und war ursprünglich mit der Herstellung von Telegrafenleitungen die historische Keimzelle des heute weltweit operierenden Elektrokonzerns. Nach dem bereits vorangegangen Abbau zehntausender Stellen verkündete der scheidende Siemens-Chef Klaus Kleinfeld im vergangenen Juni das krisengeschüttelte Geschäft in ein Joint Venture mit Nokia auszugliedern. Siemens überführte dabei rund 37.000 Mitarbeiter in das Gemeinschaftsunternehmen, Nokia 23.000.
Das neue Unternehmen ging am 1. April jedoch erst mit dreimonatiger Verspätung an den Start, da die Siemens-Netzwerksparte Ausgangspunkt der jüngsten Korruptionsskandale des Konzerns war. Die Ausgliederung war zudem von der Pleite der einstigen Siemens-Handysparte überschattet, die Kleinfeld kurz nach seinem Amtsantritt an den taiwanischen Konzern BenQ abgestoßen hatte. Bei der Insolvenz des Handyherstellers verloren allein in Deutschland über über 3.000 ehemalige Siemens-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.