Panda, Punto, Palio Fiat ist wieder auf Erfolgskurs

Für viele Fans schnittiger italienischer Autos grenzt es an ein Wunder: Die jahrelange Durststrecke bei Fiat scheint endgültig überwunden, die Autosparte schreibt wieder schwarze Zahlen.

Die neuen Fiat-Modelle, die der Turiner Traditionskonzern auf den Markt wirft, erfreuen sich begeisterter Kunden in ganz Europa. Wenn das geflügelte Wort "Wenn es Fiat gut geht, dann geht es auch Italien gut" stimmen sollte, dann schwimmt der Stiefel-Staat derzeit auf einer Welle des Optimismus. Kein Wunder, schreibt Fiat doch erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen.

Marchionne macht's

So blickt Vorstandschef Sergio Marchionne mit Recht zuversichtlich in die Zukunft. Beobachter sind eh überzeugt, dass der Aufschwung fast ausschließlich dem in Italien geborenen, aber in Kanada aufgewachsenen Manager zu verdanken ist. Für die nächsten Jahre hat der 54-jährige Finanzspezialist ehrgeizige Wachstumsziele angekündigt. In drei Jahren werde Fiat Auto wieder Umsätze von über 32 Milliarden Euro einfahren und der Konzern werde bis dahin schuldenfrei sein, erklärte er kürzlich vor internationalen Analysten.

Und Marchionne hat keine Absichten, das Zepter aus der Hand zu geben: "Meine Zukunft wird immer an Fiat gebunden sein. Dies ist meine letzte Stelle, ich möchte nirgendwo anders mehr hingehen", sagte er vor wenigen Tagen der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore". Allerdings gab er auch bekannt, dass er zumindest die Zügel der Autosparte Ende des Jahres in andere Hände legen will, wahrscheinlich in die eines "jungen Talents aus dem Inneren des Konzerns".

Fiat war eigentlich schon abgeschrieben

Dabei hatten die meisten Experten Fiat bereits abgeschrieben, als Anfang des neuen Jahrtausends immer neue Hiobsbotschaften über das Unternehmen hereinbrachen. So tief steckte die Gruppe in den roten Zahlen, dass sie im Jahr 2002 gar einen Teil ihrer Ferrari-Aktien an eine Bank verpfänden musste. Nur schweren Herzens trennte sich damals Fiat-Patriarch Giovanni Agnelli von einem 34-prozentigen Anteil an der Rennwagentochter - jedoch war dies ein nötiger Schritt, um den mächtigen Schuldenberg von 6,6 Milliarden Euro abzubauen.

Dann kam im Jahr 2004 Marchionne. Skeptiker monierten, der Mann habe ja gar keine Erfahrung mit Autos, war er doch zuvor Konzernchef bei der Schweizer Verpackungsfirma Alusuisse. Aber Marchionne belehrte seine Kritiker eines Besseren und wird heute von allen Seiten unbestritten als der Retter der Firma anerkannt. Fiat- Präsident Luca di Montezemolo ließ gleich zu Beginn durchblicken, dass Umberto Agnelli, der die Sanierung nach dem Tod seiner Bruders Giovanni 2003 eingeleitet hatte, Marchionne persönlich für den Posten vorgeschlagen hatte: "Er ist ein toller Manager und ein kanadisch-italienisch-schweizerischer Mix - und das kann nicht schaden, denn Fiat soll ein italienisches Unternehmen sein, das gleichzeitig für alle Märkte offen ist", zitierte Montezemolo den früheren Fiat-Chef.

Aktie wieder im Aufwind

Seit kurzem gehört Ferrari nun wieder zu 85 Prozent zu Fiat, nachdem der Konzern zum 1. Oktober die an die Investmentbank Mediobanca verkauften Anteile zurückerstanden hat. Und auch an der Mailänder Börse sind die Turiner wieder erfolgreich: War die Aktie in den Zeiten der größten Krise weniger als fünf Euro wert, notiert sie jetzt - im Herbst 2006 - wieder kostant bei rund 14 Euro. Und dann sind da die neuen Modelle - Fiat-Autos sind plötzlich wieder schön.

Ob Fiat Panda Cross, Punto oder Palio - die Wagen aus Turin sind neuerdings schick und schnittig. Der Grande Punto war im ersten Quartal 2006 gar das meistverkaufte Auto Europas, und für den neuen kleinen Geländewagen Fiat Sedici, der zusammen mit Suzuki gebaut wird, gab es im vergangenen Frühling innerhalb der ersten zehn Tage bereits 7000 Vorbestellungen, das sind zwei Drittel der bis Ende 2006 vorgesehenen 10.000 Einheiten. Da war selbst Marchionne sprachlos.

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Carola Frentzen/DPA