Peter Grosch Als Öko-Prüfer rund um die Welt

Als Landwirtschaftsstudent lachte er selber über die "Ökos". Heute gilt seine "BCS Öko-Garantie GmbH" weltweit als eine der größten Zertifizierungsfirmen für Öko-Produkte.

«Als ich Landwirtschaft studierte, habe ich über die Ökos gelacht», sagt Peter Grosch und muss dabei schmunzeln. Denn der Nürnberger ist längst selbst eine feste Größe in der Öko-Szene. Seine «BCS Öko-Garantie GmbH» gilt weltweit als eine der großen Zertifizierungsfirmen für Bio-Produkte.

Beruf bedeutet viele Auslandsreisen

Für Grosch heißt das vor allem eines: Reisen. «Im vergangenen Jahr war ich 215 Tage außer Landes», sagt der 56-Jährige. Und wovon manche Urlauber träumen mögen, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit: «In der Dominikanischen Republik war ich schon mehr als 60 Mal.» Zuletzt hielt er sich zwei Monate in Äthiopien auf, wo er kleine Kaffeebauern betreut.

Kontrollstellen für mehr Rechtssicherheit

Bis 1991 habe auf dem Bio-Markt in Deutschland große Rechtsunsicherheit bestanden, erinnert sich Grosch, der in den 70er und 80er Jahren bei Öko-Verbänden wie Bioland und Demeter tätig war. Damals kontrollierten die Verbände ihre eigenen Mitglieder. Dann definierte die Europäische Union erstmals Regeln für den Öko-Anbau. «Als die Verordnung kam, waren wir die erste zugelassene deutsche Kontrollstelle.»

Kontrolle auf allen Ebenen

Heute ist die Nürnberger Firma mit eigenen Büros sowie Partnern in über 70 Ländern tätig. «Alle Kleinbauern mitgerechnet, betreuen wir 200.000 Kunden», sagt Grosch. Allein in China gebe es mehr als 100 Projekte. Zu den großen Kunden in Deutschland zählen die Babynahrungshersteller Hipp und Milupa. Die Palette der überwachten Produkte reicht von Bananen aus der Dominikanischen Republik über Tee aus China bis hin zu Kaffee aus Äthiopien. «Wir kontrollieren auf allen Ebenen», sagt der Firmenchef. Befragungen der Erzeuger gehören ebenso dazu die Prüfung der Rohstoffe, die Laboruntersuchung von Proben und unangemeldete Kontrollen im Betrieb.

Bestechungsversuchen widerstanden

Gibt es Beanstandungen, kann das bis zur Sperre des Betriebs führen. Nicht immer ungefährlich: «Einmal stand einer mit der Machete vor mir», erinnert sich Grosch. Doch es gibt auch andere Anfechtungen, denn vom Urteil der Zertifizierer hängt für einen Betrieb einiges ab. «Man hat mir mal eine Viertelmillion Dollar fürs Weggucken geboten.»

Prüfer stehen unter Druck

Ähnlich wie Wirtschaftsprüfer können auch Öko-Zertifzierer in die Klemme kommen, denn schließlich kontrollieren sie den eigenen Auftraggeber. «Durch die Konkurrenz stehen die Prüfer unter Druck. Es gibt schon die Gefahr wegzuschauen, um den Kunden nicht zu verlieren», räumt Grosch ein, verweist jedoch auf die Überwachung der Zertifizierer durch die Behörden, die ihrerseits unangemeldet auftauchen könnten.

Branche mit Zukunftsperspektive

Dass seiner Branche die Arbeit nicht so schnell ausgeht, davon ist der gebürtige Tauberbischofsheimer überzeugt, schließlich nimmt der Markt für Bio-Produkte seit Jahren in Europa, den USA und Japan einen enormen Aufschwung. «Auch im konventionellen Supermarkt ist das Angebot ohne Öko-Erzeugnisse nicht mehr denkbar.» Neue Käuferschichten werden auf diese Weise erschlossen, «Bio für alle» ist im Trend.

Großer Preisdruck ist gefährlich

Grosch sieht darin allerdings auch eine Gefahr. «Die Entwicklung darf nicht zu Lasten der Erzeugerpreise gehen», warnt er. «Die Bio-Bauern haben mehr Arbeit und geringere Erträge. Wenn man die Preise zu sehr drückt, muss der Bauer anfangen zu mogeln.»