Nein, Ebay geht es nicht schlecht. Die Firmenzentrale nahe Berlin wirkt wie ein Campus der Luxusklasse - mit einer eigenen Lounge, bunten Designerküchen und zahllosen dienstbaren Geistern in edler Klamotte. Laut Eigendarstellung versteigert das Internet-Auktionshaus alle zwei Sekunden ein Kleidungsstück, alle 14 Sekunden ein Handy und alle 10 Minuten eine E-Gitarre. Und für jeden Verkaufsvorgang kassiert Ebay Gebühren. Sechs Milliarden Dollar erwirtschaftete das Gesamtunternehmen 2006, rund eine Milliarde blieben als Gewinn kleben. Das sind Renditen, von denen andere nur träumen.
Gleichwohl steckt der Wurm drin. Die Zeiten exorbitanter Wachstumsraten sind vorbei, die Aktie hat seit 2004 die Hälfte an Wert verloren. Nutzer klagen in den einschlägigen Foren über zu hohe Gebühren, schlechten Service und die Dominanz der Profiverkäufer. Tatsächlich hat sich der Internet-Flohmarkt über die Jahre hinweg in eine digitale Einkaufspassage verwandelt; der Charme von einst ist dem kommerziellen Überangebot erlegen. Wohl auch deshalb verliert das Unternehmen Kunden. In den USA ging die Zahl der angebotenen Artikel im zweiten Quartel 2007 um sechs Prozent zurück, in Deutschland waren es nach Angaben von Markbeobachtern bis zu 15 Prozent. Das kann auch einem Beinahe-Monopolist wie Ebay nicht gleichgültig sein - wenn er denn Beinahe-Monopolist bleiben möchte.
Nur ein Drittel aktiv
Die deutsche Sektion hat nun, nach einem Mahnruf aus dem amerikanischen Hauptquartier, reagiert und in Berlin ein umfangreiches Wohlfühl- und Kuschelpaket für Privatkunden präsentiert. Die wohl wichtigste Neuerung ist, dass Ebay die Preise kappt und für eine private Verkaufsofferte mit Text und Foto nur noch 49 Cent statt einem Euro verlangt. Außerdem können die Nutzer jetzt ein abgespecktes Formular benutzen, dass es ihnen möglich machen soll, ihr Angebot in nur drei Minuten zu formulieren und online zu stellen. Treten Probleme auf, steht die Telefonhotline zur Verfügung - für 14 Cent pro Minute statt 59 Cent wie bisher. "Die privaten Verkäufer liegen mir am Herzen", erläutert Deutschland-Chef Stefan Groß-Selbeck seine Strategie.
Natürlich geht es Groß-Selbeck weniger um eine Herzensangelegenheit als um ein handfestes Kalkül. In Zeiten, in denen Onlineshops Normalität sind, lösen sich auch Profiverkäufer von Ebay und betreiben ihre Geschäfte auf eigene Rechnung. Das macht den Kleinkunden wieder interessant. Laut Groß-Selbeck sind 24 Millionen Deutsche bei Ebay registriert, Experten zufolge ist jedoch nur ein Drittel aktiv. Der Rest sind Shopping-Schläfer, die wach geküsst werden wollen. Also bietet Ebay künftig nicht nur Produkte an, sondern auch ein Forum, in dem Nutzer ausgiebig über Produkte tratschen können. Nach dem Vorbild von Myspace, Facebook und StudiVZ kann sich in dieser Community jedermann ein Profil anlegen, mit Foto, privaten Angaben, Links und allem, was sich der Web 2.0-Flaneur so wünscht.
Keine Konkurrenz
Groß-Selbeck hofft, mit diesem Angebot das Wachstum von Ebay im Privatkundenbereich kräftig zu stimulieren - 2006 setzten die "Normalos" Waren im Wert von vier Milliarden Euro um. Wie viel es 2008 sein sollen, sagte Groß-Selbeck auf der Pressekonferenz in Berlin nicht. Vielleicht muss er auch nicht zuviel Ehrgeiz an den Tag legen. Schließlich hat sein Unternehmen in den USA und Deutschland, den beiden wichtigsten Märkten, keine nennenswerte Konkurrenz. Ebay kann hier eigentlich nur über sich selbst stolpern - und selbst das würde sich noch Jahre hinziehen.