Einkaufen wird sich in Deutschland nach Einschätzung des Handels mit dem Ende des Rabattgesetzes deutlich verändern. »Wir werden eine andere Verkaufskultur erleben«, sagte Stefan Schneider, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Dies betrifft vor allem kleinere Läden und Fachgeschäfte.
Startschuss fällt am 1. August
Erwartungsgemäß wird der Bundesrat freitags der vor zwei Wochen beschlossenen Aufhebung von Rabattgesetz und Zugabeverordnung zustimmen. Die bisherigen Bestimmungen werden dann um den 1. August außer Kraft treten - fast gleichzeitig mit dem Beginn des Sommerschlussverkaufs (SSV) am 30. Juli.
Sonderverkäufe werden beibehalten
Schnäppchenjäger können aber nicht damit rechnen, dass künftig das ganze Jahr über Schlussverkauf sein wird. Die Sonderverkäufe im Sommer, im Winter, zu Jubiläen oder zur Geschäftsräumung eröffnen den Händlern immer noch Möglichkeiten, die ihnen sonst das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) verwehrt, sagte Schneider. »Ich glaube nicht, dass sie verzichtbar werden.« Denn das UWG bleibt in Kraft.
Neue Verantwortung für Mitarbeiter
Der Einzelhandel rechnet aber damit, dass viele Kunden künftig versuchen werden, den Preis herunter zu handeln oder gar das Gefühl haben, feilschen zu müssen, um nicht zu viel zu bezahlen. Damit bekommen auch die Mitarbeiter in den Geschäften eine neue Position und Funktion. Im Augenblick laufen Schulungen, um das Verkaufspersonal über Kalkulation, Gewinnmargen und andere Zusammenhänge zu informieren, so Schneider. Sie müssen gestärkt werden, um gegenüber den Kunden argumentieren können. »Die große Rabattgabe« wird sicher nicht ausbrechen, dafür sind die Gewinnmargen zu klein. Schneider: »Die Luft dafür ist nicht da.«
Kundenbindung verstärken
In den Kaufhäusern und Filialbetrieben wird sich die Abschaffung der Rabatt- und Zugabebegrenzungen vor allem bei den so genannten »Kundenbindungssystemen« - etwa Einkaufs- und Bonuskarten - auswirken. Die Überlegungen des HDE für ein bundesweites Angebot der Gemeinschaft der kleineren Geschäfte sind inzwischen vom Tisch. »Die bundesweite Einkaufskarte ist von Anfang an eine Chimäre gewesen«, sagte Schneider. Solche Angebote sind nur regional zu managen. Die Unternehmen müssen sich also auf örtlicher Ebene zusammenfinden und sich ein geeignetes Modell überlegen.