Der erfolgsgewohnte Handyhersteller Nokia meldet erstmals seit 16 Jahren rote Zahlen. Wie der Weltmarktführer am Donnerstag in Helsinki bekanntgab, brachte das dritte Quartal 2009 einen Nettoverlust von 913 Millionen Euro. Hauptgrund seien Belastungen bei der Netzwerksparte Nokia Siemens Networks mit einem Verlust von 1,1 Milliarden Euro, hieß es weiter. Der größte Teil dieser Verluste entfällt auf Wertberichtigungen.
Zwölf Monate zuvor hatte Nokia noch einen Gewinn von gut einer Milliarde Euro gemeldet. Das früher als Reifenhersteller bekannte finnische Unternehmen hatte zuletzt 1993 Verluste eingefahren. Mit dem Aufstieg zum souverän größten Handyhersteller der Welt bei einem Marktanteil von bis zu 40 Prozent wurden ab 1994 in allen Quartalen Gewinne erzielt.
Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo hob für das abgelaufene Quartal die gestiegene Nachfrage «auf vielen Märkten» gegenüber dem zweiten Quartal sowie einen stabil gebliebenen Durchschnittspreis von 62 Euro je Nokia-Handy positiv heraus. «Allerdings hatten wir auch mit Engpässen bei Komponenten zu kämpfen», meinte Kallasvuo weiter.
Diese hätten besonders das Geschäft mit den Smartphones in gehobenen Preisklassen spürbar gebremst: «Ohne diese Probleme hätten wir bestimmt mehr Einheiten verkauft.» Der Nokia-Chef schloss den Einsatz des Google-Betriebssystems Android in Nokia-Smartphones bis auf weiteres aus: «In diesen Bahnen denken wir nicht.» Man setze weiter auf das eigene System Symbian.
Zu den anhaltenden Schwierigkeiten im Ausrüstergeschäft sagte er: «Wir werden Nokia Siemens Networks weiter bei Schritten zur Verbesserung der Lage unterstützen.» Das Mutterunternehmen berichtigte den Goodwill-Wert der zusammen mit Siemens betriebenen Tochter um 908 Millionen Euro nach unten. Beim eigentlichen Handygeschäft schrumpfte Nokias Betriebsgewinn im dritten Quartal um 51 Prozent auf 785 Millionen Euro. Der Konzernumsatz sank gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 19,8 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Die Zahl verkaufter Mobiltelefone sank um 8 Prozent auf 108,5 Millionen Stück. Im Vergleich zum zweiten Quartal dieses Jahres stieg sie um fünf Prozent.
Für das gesamte Jahr sei mit einem Schrumpfen der weltweiten Gesamtnachfrage nach Handys um sieben Prozent im Vergleich zu 2008 zu rechnen, hieß es weiter. Bisher war ein Minus von zehn Prozent erwartet worden. Deutlicher als bisher erwartet werde dagegen Siemens Nokia Networks in diesem Jahr Marktanteile verlieren, verlautete aus der Konzernzentrale in Espoo vor den Toren von Helsinki. Die Nokia- Aktie sank nach Bekanntwerden der Zahlen deutlich.