Lebensmittelmarke "Share" Beim Einkaufen die Welt retten: "Was andere für Marketing ausgeben, geben wir für Hilfe aus"

Share-Gründer Sebastian Stricker setzt auf Recycling-Plastik
Share-Gründer Sebastian Stricker setzt auf Recycling-Plastik
© Hersteller
Für jedes verkaufte Produkt ein weiteres spenden: Mit dem "1+1 Prinzip" hat es die Lebensmittelmarke Share in die Regale von Rewe und dm geschafft. Nun setzt das Berliner Start-up als erster Hersteller auch noch auf 100 Prozent Reycling-Plastik.

Kaum irgendwo sind die Margen so knapp wie in der Lebensmittelbranche, der Platz im Supermarkt ist hart umkämpft. Trotzdem hat es mit der Marke "Share" in diesem Jahr ein Hersteller ins Regal geschafft, der sich der reinen kapitalistischen Lehre konsequent widersetzt. Bei Share steht nicht die Profitmaximierung im Mittelpunkt, sondern der Hilfsgedanke: Für jedes verkaufte Produkt spendet das Berliner Start-up eine gleichwertige Leistung an eine hilfsbedürftige Person. Share nennt es das "1+1 Prinzip".

Das klingt nach Nische für ein kleines engagiertes Publikum, doch mit dem Konzept hat Share aus dem Stand die Branchenriesen Rewe und dm überzeugt. Vor einem halben Jahr nahmen die beiden Ketten die ersten drei Share-Produkte ins Sortiment - ein Mineralwasser, einen Nussriegel und eine vegane Handseife. Das Zwischenfazit von Gründer Sebastian Stricker fällt positiv aus: "Wir sind wahnsinnig glücklich, die Idee wurde sehr gut aufgenommen", sagt Stricker im Gespräch mit dem stern.

Share hat eine Million Mahlzeiten gespendet

Seit dem Start in 5000 Rewe- und dm-Märkten konnte Share knapp fünf Millionen Produkte verkaufen. Im Gegenzug hat das Unternehmen 23 Brunnen in Entwicklungsländern gebaut, 300.000 Seifen in Schulen und Flüchtlingscamps verteilt sowie über eine Million Mahlzeiten an Bedürftige gespendet. Share kooperiert dabei mit der Aktion gegen Hunger, der Welthungerhilfe, aber auch mit der Berliner Tafel.

Share lässt von deutschen Unternehmen innerhalb der EU produzieren, preislich liegen die Produkte auf dem Niveau von Premiummarken. Aber: "Was andere für Marketing ausgeben, geben wir für Hilfsleistungen aus", sagt Stricker. "Die Idee ist, dass Konsum auch in gut geht." Die Vision von Stricker und seinen Mitstreitern: "Dass die Menschen vor dem Regal stehen, keine Abstriche bei der Qualität machen müssen und mit dem Kauf der Ware die Welt ein bisschen besser machen."

Druck machen bei Reycling-Plastik

An diesem Montag startet Share die nächste Weltverbesserer-Stufe: den nachhaltigen Umgang mit Plastik. Als nach eigener Aussage erster Mineralwasser-Hersteller in Deutschland will Share nur noch Flaschen aus 100 Prozent Recycling-Plastik verwenden. Damit trifft Share einen sensiblen Punkt in der Branche, denn andere Premium-Marken schaffen nur einen Recycling-Anteil von 25 bis 50 Prozent. Im Schnitt bestehen PET-Flaschen laut dem Fachverband Kunststoffrecycling BVSE sogar gerade mal zu 26 Prozent aus Recyclingmaterial. Der Rest ist neues Plastik, das unter Einsatz von Erdölressourcen neu hergestellt wird.

Der Grund für die schwache Quote: In Deutschland werden zwar sehr viele Plastikflaschen gesammelt und weiter verwertet. Aber nur aus einem kleinen Teil entstehen wieder neue Plastikflaschen, der größere Teil wird einer energetischen Nutzung zugeführt, sprich: er wird verbrannt.

Share will nun beweisen, dass eine sinnvollere Nutzung von Altplastik möglich ist - und damit die Etablierten der Branche auch ein Stück weit vor sich hertreiben. "Wir hoffen, dass andere dem Beispiel folgen", sagt Share-Macher Stricker. Dass sich die tatsächliche Wiederverwertung der Plastikflaschen verbessern muss, haben in der Tat auch schon Branchengrößen erkannt. So kündigte die Danone-Tochter Evian Anfang des Jahres ebenfalls an, den Einsatz von Recycling-Plastik weltweit von derzeit 25 Prozent auf 100 Prozent zu steigern, allerdings erst bis 2025. 

Mareike Huhn will das Paradies retten
© Ulet Ifansasti
Wenn das Paradies im Müll versinkt - und wie eine Deutsche es retten will