Groß gegen Klein Sind XXL-Packungen im Supermarkt wirklich günstiger?

Supermarkt
Nicht immer sind Großpackungen im Supermarkt ein guter Deal
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Großpackungen im Supermarkt suggerieren dem Kunden: Hier können Sie sparen. Das ist aber längst nicht immer der Fall. Bei manchen Produkten zahlt der Kunde sogar drauf, wie Stichproben zeigen.

Das Prinzip des Mengenrabatts ist jedem klar: Wer von einer bestimmten Sache mehr auf einmal kauft, zahlt aufs Stück oder Gramm gerechnet weniger. Das ist aber längst kein Naturgesetz. Manche Hersteller machen sich die Annahme der Kunden, mit einer XXL-Packung spare man ganz bestimmt, zunutze und schlagen bei der Großpackung sogar noch Geld drauf. Verbraucher sollten daher beim Einkauf aufmerksam sein.

Die WDR-Verbrauchersendung "Markt" hat bei einem Testkauf im Supermarkt gleich mehrere Markenprodukte entdeckt, bei denen die vermeintlichen Jumbo-Schnäppchen teurer waren als die normalen Größen. Bei Funnyfrisch-Chips, Schokomüsli von Dr. Oetker und Merci-Schokolade war jeweils die kleine Packung aufs Gramm gerechnet günstiger. Die große Merci-Packung war bei Real sogar satte 23 Prozent teurer. Hersteller Storck begründete das gegenüber dem WDR mit höheren Herstellungskosten und einer aufwendigeren Verpackung. 

Bei Süßigkeiten genau hinschauen

Das Ergebnis des Testkaufs ist kein Zufall. Immer wieder mogeln Hersteller den Kunden zwischen echten Vorteilspacks überteuerte Großpackungen unter, wie Eckhard Benner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in einer Untersuchung von 100 XXL-Packungen festgestellt hat. "Großpackungen können im Grundpreis durchaus teurer sein als Kleinpackungen", sagte Benner dem WDR. Das sei insbesondere bei Süßigkeiten so. "Da Süßigkeiten eher spontan gekauft werden, ist es nachvollziehbar, dass Unternehmen die Strategie verfolgen und Preise anheben."

Ein Beispiel dafür, wie Süßwarenhersteller bei Jumbo-Editionen tricksen, lieferte vergangenes Jahr Nestlé mit einer XXL-Version seiner beliebten Choco Crossies. Die Verpackung war doppelt so groß wie bei den Standard-Crossies, es lagen auch doppelt so viele Plastiktütchen drin. Doch je Tütchen waren 20 Prozent weniger Crossies enthalten als gewohnt. Aufs Gramm gerechnet blieb zwar noch eine Ersparnis von acht Prozent übrig. Suggeriert wurde aber viel mehr, bemängelte die Verbraucherzentrale Hamburg - und kürte die XXL-Crossies zur "Mogelpackung des Monats".

Großpackungen, die umgerechnet sogar teurer sind, fand der SWR in einem "Marktcheck" einmal quer durchs Supermarkt-Sortiment: Schokolade, Mozzarella, spanische Oliven - alles mit Mengenaufschlag statt -Rabatt und zwar von bis zu 30 Prozent. Verboten ist das nicht, solange Verbraucher nicht offensichtlich getäuscht werden. Wenn die Packung etwa "20 Prozent gratis" verspricht, muss das auch eingehalten werden.

Spezialfall Waschmittel

Die Größenverwirrung auf die Spitze treiben die Hersteller von Waschmitteln. Fast alle großen Marken gibt es sowohl als XXL-Packung als auch in der Kompakt-Variante zu kaufen. Der Inhalt aber ist in der Regel trotz gleichem Markennamen nicht identisch. Die Jumbo-Waschmittel sind meist in erheblichem Maße mit Füllstoffen ohne Waschwirkung gestreckt, sodass wesentlich mehr Pulver für eine Wäscheladung benötigt wird. In einem Vergleich von Stiftung Warentest schnitten sie deutlich schlechter ab als die Kompaktwaschmittel. So erhielt etwa das Ariel Actilift Compact die Note "Gut", das Ariel Actilift aus der Jumbobox fiel dagegen mit "Mangelhaft" durch.