Sondersitzungen Entscheidung über Dresdner Bank steht bevor

Die Aufsichtsräte von Allianz und Commerzbank treten am Sonntag zu außerordentlichen Sitzungen zusammen. Einziges Thema: Der Verkauf der Allianz-Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank. Gewerkschaftsvertreter sähen es allerdings lieber, wenn ausländische Investoren bei der Dresdner zum Zug kämen.

Die monatelange Hängepartie hat für die Dresdner Bank am Sonntag aller Voraussicht nach ein Ende. Der Versicherungsriese Allianz wird sich dann wohl entscheiden, an wen er das Geldhaus verkauft, das er sich 2001 einverleibt hat und das ihm seither Kopfschmerzen bereitet. Als Favorit für die Übernahme gilt die Commerzbank. Dafür spricht auch, dass die Allianz wie auch die Commerzbank nach Angaben vom Donnerstag für Sonntag außerordentliche Sitzungen ihrer Aufsichtsräte einberufen haben. Beide Gremien müssten einer solchen Transaktion zustimmen.

Chancen für Chinesen

Chancen wurden auch der China Development Bank (CDB) eingeräumt. Böse Zungen behaupten, die Allianz habe die Chinesen nur ins Spiel gebracht, um kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen den Preis in die Höhe zu treiben. Fraglich ist, wie groß das Interesse der Chinesen tatsächlich ist. Die Staatsbank ist deutlich kleiner als die Dresdner Bank, aber finanzstark.

Journalisten gegenüber gibt sie sich verschlossen. Eine der Bank nahestehende Person sagte, es sei unwahrscheinlich, dass die Chinesen bei der Dresdner Bank zugreifen würden. Als Gründe nannte sie den geplanten Schutz von deutschen Firmen vor einer Übernahme durch unliebsame ausländische Investoren und die Verstimmung der Chinesen nach dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Dalai Lama. "Deutschland ist nicht sehr freundlich zu China", sagte die Person.

Wenig Finanzkraft bei Commerzbank

Das größte Problem der Commerzbank ist ihre relativ geringe Kapitalkraft. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp über 13 Milliarden Euro ist das Frankfurter Institut nicht viel mehr wert als die Dresdner Bank, die Analysten auf neun Milliarden Euro taxieren. Zwar holte sich die Commerzbank von der Hauptversammlung umfangreiche Genehmigungen für eine Kapitalerhöhung ein. Ob die Aktionäre diese mittragen würden, ist aber fraglich. Spekuliert wird daher, dass die Commerzbank der Allianz ihre Fondsgesellschaft Cominvest anbietet und sich von ihrer knapp zehnprozentigen Beteiligung am Gasekonzern Linde trennt. Allein der Aktienverkauf könnte rund 1,4 Milliarden Euro in die Kasse spülen.

Eine Fusion von Commerzbank und Dresdner wäre die größte Transaktion im deutschen Bankenmarkt seit Jahren. Die lange erwartete Neuordnung käme damit einen großen Schritt voran. Analysten bezweifeln aber den Sinn dieser Verbindung. "Bei so großen Fusionen sehe ich grundsätzlich viele unlösbare Probleme", sagt Dirk Becker von Kepler Equities. "Zwei Drittel gehen schief, ein Drittel geht richtig schief."

Bestes Beispiel für eine missglückte Großfusion sei der Zusammenschluss von Hypo-Bank und Bayerischer Vereinsbank 1998 zur HypoVereinsbank (HVB) gewesen. Die veranschlagten Einspareffekte hätten sich in Luft aufgelöst, Kunden hätten das Weite gesucht. Eine Kombination von Commerzbank und Dresdner hätte nicht einmal unbedingt mehr Marktmacht. Rund zwei Drittel der Privat- und Geschäftskunden in Deutschland gehen zu den Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Gewerkschaften machen kräftig Stimmung gegen eine Fusion der beiden Großbanken. Verdi geht davon aus, dass weit mehr als 10.000 der insgesamt 63.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Das "Handelsblatt" brachte unter Berufung auf Beteiligte der Verhandlungen eine Zahl von 9000 wegfallenden Stellen ins Spiel. Das wäre bei einem Verkauf ins Ausland anders.

Deshalb stünden die Gewerkschaft Verdi und die Mitarbeiter einem Verkauf der Dresdner Bank an die chinesische Staatsbank offen gegenüber. "Eine Fusion der Dresdner mit den Chinesen hätte für die Allianz zudem den Vorteil, dass sie ihr Geschäft in China deutlich ausweiten könnte", sagt Analyst Stephan Kalb von Sal. Oppenheim. Der Versicherungsriese dürfte dann auf eine exklusive Vertriebspartnerschaft in China drängen.

Reuters
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