Im Tarifstreit bei der Bahn erwägen die Lokführer einen dreitägigen Streik in der kommenden Woche. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es Montag, Dienstag und Mittwoch Streiks geben wird, ist sehr hoch", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), Claus Weselsky, dem Berliner Tagesspiegel. Die GDL wolle dies kurzfristig beschließen, dabei aber das öffentliche Meinungsbild berücksichtigen.
Weselsky forderte die Bundesregierung erneut zum Eingreifen in den Tarifstreit auf. Der Eigentümer Bund müsse dem Bahn-Vorstand einen Kurswechsel verordnen. Er sei überzeugt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel Verständnis für den Arbeitskampf habe. Zugleich kündigte Weselsky eine härtere Gangart an. Die GDL müsse den Druck erhöhen können und dies sei allein mit Streiks im Nahverkehr nicht zu schaffen. Die Bahn-Kunden hätten überwiegend Jahres- und Monatskarten, deshalb halte sich der Schaden für die Bahn derzeit in Grenzen. Es sei zu hoffen, dass die GDL nach einem Termin beim Landesarbeitsgericht Sachsen in der kommenden Woche auch im Fern- und im Güterverkehr in den Ausstand treten könne:
GDL schlägt härtere Gangart ein
"Wenn wir im Güterverkehr streiken, treffen wir nicht nur die Kunden im Personenverkehr. Sondern auch die Wirtschaft, das erhöht den Druck weiter." Auch Aktionen im Fernverkehr schloss Weselsky nicht aus. "Wir sind in der Lage, einen sehr langen und intensiven Arbeitskampf zu führen", sagte der GDL-Vize. Niemand solle davon träumen, dass die Kondition der Gewerkschaft in irgendeiner Form nachlasse. Weselsky sagte, bei den Streikkosten helfe bereits heute der Deutsche Beamtenbund (dbb) aus. Pro Streiktag zahle die GDL einem Lokführer 45 Euro. Der GDL-Funktionär zeigte sich zugleich verhandlungsbereit, Kompromissfähigkeit sei in jedem Bereich vorhanden. Die GDL habe immer signalisiert, dass man über die Höhe der Entgeltforderung verhandeln könne. "In der Frage des eigenständigen Tarifvertrags können wir aber nicht nachlassen." Zur Diskussion um den Gewerkschaftsvorsitzenden Manfred Schell sagte Weselsky, eine vorzeitige Rückkehr aus der Kur sei derzeit nicht geplant und auch nicht notwendig. Es gibt keine "Führungskrise, das ist ein Wunschtraum des Bahn-Vorstandes."